Latein: Bildungsziele
Die Bildungsziele des Lateinunterrichts sind identisch mit denjenigen des Griechischunterrichts.
Mit den grundlegenden lateinischen und griechischen Sprachkenntnissen vermittelt der altsprachliche Unterricht ein reflektiertes Sprachbewusstsein:
-
Er macht Sprachstrukturen in Formenbildung, Wortbildung, Satzbau bewusst und lenkt das Augenmerk auf Formen der Rhetorik und Poetik. Die Schule des Lesens, Verstehens und Übersetzens ist zugleich eine Schule des Schreibens in der eigenen Sprache.
-
Er lehrt indoeuropäische Sprachverwandtschaft, europäische Sprachgeschichte und überhaupt das Leben der Sprache verstehen, zumal am Beispiel der Tochtersprachen des Lateins und des griechisch- und lateinischstämmigen Fremdwortschatzes.
Darüber hinaus vermittelt der altsprachliche Unterricht eine zwei, drei Jahrtausende umspannende Orientierung in der europäischen Geistesgeschichte:
-
Er macht die Gestaltenwelt des Mythos und die Götterwelt des Olymps lebendig; er lässt den Ursprung der Philosophie aus dem sokratischen Fragen, den Ursprung der Wissenschaft aus dem Staunen nachempfinden und vergegenwärtigt die wirkungsmächtigen Denkmodelle der Antike zum Dasein des Menschen, zu Mikro- und Makrokosmos, zu Gesellschaft und Geschichte; er lässt das Leben literarischer Formen und Stoffe, ihre Übernahme, Fortentwicklung und Weitergabe aufscheinen.
-
In all dem schärft der altsprachliche Unterricht den Sinn für weitreichende Kulturtraditionen (von der Antike über das Mittelalter bis in die Gegenwart), für Kulturvermittlung (am Beispiel der Römer), für Kulturverschmelzung (Antike und Christentum), für Kulturverluste und ihre Wiederbelebung (Renaissance, Humanismus).
-
Er lässt uns die Gegenwart aus der Perspektive der Antike schärfer sehen und und kritisch werten; er lehrt umgekehrt Verständnis und kritischen Respekt für frühere Weltentwürfe.
Weiter zu Latein: Richtziele