Monatsbrief Mai 2025
Man soll Feste feiern, wie sie fallen, und es ist etwas über 12 Jahre her, seit an der KZO das letzte Hausfest gefeiert wurde. Diesen Monat ist es erfreulicherweise wieder so weit. Auf Initiative der Schüler*innenorganisation (SO) der KZO findet am 10. Mai das Hausfest unter dem Motto Zeitreise statt.
Das Hausfest hat eine verbindende Wirkung und ist weit mehr als eine schulische Veranstaltung. Das Miteinander und die gelebte Gemeinschaft stehen im Vordergrund. Schülerinnen, Schüler, Eltern, Lehrpersonen, Mitarbeitende, Ehemalige sowie der KZO nahestehende Menschen kommen zusammen, um das Fest gemeinsam zu geniessen. Die Veranstaltung durchbricht die Hierarchien des Schulalltags und bietet in einer Zeit zunehmender Digitalisierung und Individualisierung einen Gegenpol, indem es Raum für reale und informelle Begegnungen zwischen allen Beteiligten schafft und so die Schulgemeinschaft stärkt.
Für einen Tag verwandelt sich die Schule in einen lebendigen Ort des Zusammenseins. Die Schulzimmer und Aufenthaltsräume werden zu Ausstellungsflächen, Bühnen, Spielorten, Gaststätten etc. mit reichhaltigem kulinarischem Angebot und kulturellen Darbietungen. Hierfür haben unsere Schülerinnen und Schüler im Vorfeld Verantwortung übernommen und erleben dann hoffentlich, wie ihre Ideen und ihr Engagement geschätzt werden.
Ein Hausfest dieser Grössenordnung bedeutet viel Organisation und Arbeit für den Hausdienst, die Klassen, die betreuenden Klassenlehrpersonen und insbesondere die Schülerinnen, Schüler und Lehrpersonen aus dem OK., Ein herzliches, grosses Dankeschön im Namen der KZO-Gemeinschaft geht deshalb an:
Agon Behluli und Meyerhoff Cornelius aus dem Hausdienst, die Schülerinnen und Schüler Asya Acar, Darin Baur, Alexandra Blatter, Jérôme Bitzer, Marc Cusseddu, Mailina Hess, Liam Hofmann, Patrick Honegger, Yuri Kaspar, Luisa Plaza, Nico Rey, Dominic Tangorra, Oliver Theiler, Sascha Winkler, Lia Zberg, Adelina Zeh, die Lehrpersonen Milena Aquila, Julia Gnädinger, Natalija Jovanovic, Julia Kuster, Coline Meier, Fabienne Stürmer sowie die Schulleitungsmitglieder Franziska Meister und Martin Studer.
Aleksandar Popov, Rektor
Monatsbrief April 2025
2025 ist ein Jahr literarischer Jubiläen. Vor 100 Jahren veröffentlichte F. Scott Fitzgerald den Roman «The Great Gatsby». Vor 250 Jahren wurde Jane Austen geboren. Sowohl «The Great Gatsby» als auch Jane Austens Werke gelten als Klassiker und verkaufen sich nach wie vor bestens. 2025 finden zu ihren Ehren weltweit Veranstaltungen statt, darunter akademische Symposien, Ausstellungen und Kostümbälle. Austen findet auch bei der Generation Z grossen Anklang, was sich in zahlreichen TikTok-Videos über ihre Werke und Figuren wie Mr. Darcy aus «Pride and Prejudice» widerspiegelt.
Die Wichtigkeit des Lesens, insbesondere für junge Menschen, ist unbestritten. Dies bestätigt auch der Literatur-, Kultur- und Kognitionswissenschaftler Fritz Breithaupt in seinem neusten Werk «Das narrative Gehirn». Narrative sind Werkzeuge zur Weltbewältigung, Selbsterkundung und zum Verständnis menschlicher Erfahrungen. Menschen verstehen sich selbst und andere über narrative Muster und Perspektivwechsel. Dies sind zwei seiner Kernaussagen.
Auch die eingangs erwähnten Werke werden seit Jahrzehnten an Schulen gelesen, obwohl das Lesen von vermeintlich veralteten Klassikern ab und zu kritisiert wird. Es heisst, die Sprache sei nicht zeitgemäss und es fehle an Lebensweltrelevanz und Diversität. Literaturklassiker sind jedoch keineswegs verstaubte Pflichttexte – sie behandeln tiefgründige Themen und grundlegende ethische und gesellschaftliche Dilemmata.
Dies gilt auch für viele zeitgenössische Werke, die selbstverständlich auch gelesen werden sollten. Ein Klassiker kann aber überdies – gerade wegen seines Alters – kulturelle Entwicklungen aufzeigen und interessante historische Einblicke bieten. «The Great Gatsby» ist nach wie vor relevant, da der Roman zeitlose Fragen über soziale Ungleichheit und den tragischen Umgang mit Erinnerung und Hoffnung aufwirft. Fitzgerald gelingt es anhand einer enigmatischen Hauptfigur Ambivalenz darzustellen zwischen Establishment und Aussenseitertum, Idealismus und Zynismus, Treue und Verrat. Ein Verzicht auf Klassiker ist also nicht angezeigt. Mit einer zeitgemässen Didaktik und einer ausgewogenen Lektüreauswahl können sowohl kulturelles Erbe als auch aktuelle Bildungsbedürfnisse vereint werden.
Aleksandar Popov, Rektor
Monatsbrief März 2025
Im soeben begonnenen Semester wird an der KZO im Untergymnasium zum ersten Mal in einem neuen Unterrichtsgefäss unterrichtet, und zwar im sogenannten Akzentfach. Dieses Format ist im Rahmen der Reform des Untergymnasiums «Gymnasium 2022» entstanden, deren erster Jahrgang nun in den Genuss des Akzentfachs kommt.
Was darf man sich unter einem Akzentfach vorstellen? Die organisatorischen Eckwerte sehen folgendermassen aus: Das Akzentfach findet für den ganzen Jahrgang am Donnerstagnachmittag statt, mit der Freiheit, an einzelnen Donnerstagen Exkursionen zu unternehmen. Es wird klassenübergreifend unterrichtet: Die Schülerinnen und Schüler durften die zur Verfügung stehenden Akzentfächer priorisieren und wurden basierend auf ihren Vorlieben den Akzentfächern zugeteilt, die sie nun in frisch zusammengewürfelten Gruppen besuchen. Idealerweise ergeben sich so neue Bekanntschaften, die über das Untergymnasium hinausreichen.
Das Akzentfach ist prüfungs- und notenfrei. Inhaltlich wird losgelöst von den Fachlehrplänen und nach Möglichkeit interdisziplinär unterrichtet. Dabei wird im Hinblick auf die spätere Zusammenführbarkeit mit Schülerinnen und Schülern aus der Sekundarschule darauf geachtet, dass kein Unterrichtsstoff der 3. Klasse vorweggenommen wird. In der Regel wird das Akzentfach im Teamteaching von zwei Lehrpersonen aus unterschiedlichen Fachkreisen gestaltet und soll eine vertiefende, projektorientierte Arbeitsweise und Erfahrungen ausserhalb der Schule ermöglichen. Folgende Themenfelder werden beispielsweise in den diesjährigen Akzentfächern interdisziplinär erkundet und bearbeitet: Verhaltensökonomie: Wie Menschen Entscheidungen treffen (Wirtschaft/Psychologie); Bach- und Bodenwelten in der Region des Chämtnerbachs (Biologie/Geografie); Zahlen: mathematische Ideen als historische Durchbrüche (Mathematik/Geschichte); die Verarbeitung der Stimme durch das Gehirn und den Computer (Französisch/Informatik).
Wir freuen uns auf die erste Durchführung der Akzentfächer. Wir hoffen zudem, dass wir Erfahrungen sammeln können, die im Hinblick auf die Umsetzung der Projekte «Weiterentwicklung der Maturität» (WEGM) und das zürcherische Projekt «WegZH» wertvoll sein werden, damit die dort angelegte Interdisziplinarität im Obergymnasium lohnend und sinnvoll implementiert werden kann.
Monatsbrief Februar 2025
In ihrem Vorfeld ist die Zentrale Aufnahmeprüfung (ZAP) ein heiss diskutiertes Thema, das mitunter auch politisch beackert wird. Dabei gerät manchmal das Langgymnasium unter Beschuss. Die landläufige Kritik lautet, es lege die Bildungswege zu früh fest, führe zu einem Attraktivitätsverlust anderer Bildungswege und bevorteile Kinder aus bildungsnahen und gutsituierten Familien.
Gegen die Kritik am Langgymnasium kann eingewendet werden, dass es individuelle Lernwege betont und den unterschiedlichen Entwicklungsschritten und Bedürfnissen der Jugendlichen gerecht wird. Es bestehen auch zwei weitere Chancen für den Eintritt ins Gymnasium aus der Sekundarschule. Zudem gibt es nach einer beruflichen Ausbildung die Möglichkeit, eine gymnasiale Maturität zu erlangen.
Schulisch starken und motivierten jungen Menschen die erste von drei Einstiegsmöglichkeiten ins Gymnasium vorzuenthalten, wäre ein Verlust, zumal im Kanton Zürich ein bewährtes Angebot besteht. Das Langgymnasium bietet begabten Schülerinnen und Schülern die Möglichkeit, sich in einem adäquaten Tempo weiterzuentwickeln. Oft wären sie schon früher bereit gewesen, mehr und schneller zu lernen. Dass dies in der Volksschule nur bedingt passieren kann, ist kein Vorwurf, aber Realität. Es ist jeweils schön mitanzusehen, wie 1. Klässlerinnen und 1. Klässler im Langgymnasium regelrecht aufblühen, wenn sie schulisch gefordert werden und gleichzeitig eine weniger exponierte Rolle einnehmen dürfen.
Ob die Existenz des Langgymnasiums die Chancengerechtigkeit torpediert und sozio-ökonomische Unterschiede zementiert, ist angesichts des komplexen Zusammenspiels gesellschaftlicher und bildungspolitischer Faktoren umstritten. Manchmal entsteht in dieser Diskussion leider der Eindruck, dass zwar Chancengerechtigkeit gesagt, aber eigentlich Ergebnisgleichheit gemeint ist. Letzteres darf nicht das Ziel sein. Dies bedeutet jedoch keineswegs, dass bezüglich Chancengerechtigkeit kein Handlungsbedarf besteht. Folgendes würde zu gleich langen Spiessen beitragen: eine Stärkung der Berufsbildung als valable Alternative zum Gymnasium, eine gut funktionierende Schnittstelle zwischen Gymnasium und Sekundarschule, ein starker Fokus auf den Spracherwerb im Vorschul- und Volksschulalter, gezielte Hinweise auf den gymnasialen Weg für schulisch leistungsstarke Kinder aus sozial benachteiligten Familien und ein hoher Level der Prüfungsvorbereitung durch die Schulgemeinden.
Monatsbrief Januar 2025
Ein Juwel aus der Welt der Podcasts zum Jahresbeginn: Was geschieht, wenn ein Komiker und Musiker beschliesst, Londons charmantester Parkbank-Stalker zu werden? Willkommen bei Strangers on a Bench, wo Tom Rosenthal öffentliche Sitzgelegenheiten in vertraute Gesprächsorte verwandelt und beweist, dass die bezauberndsten Geschichten Londons nicht in Theatern, sondern auf Parkbänken zu finden sind.
Mit einer ebenso brillanten wie simplen Idee hat er einen aussergewöhnlichen Podcast geschaffen, der die Kunst des Zuhörens neu interpretiert. Stellen Sie sich das Ganze vor wie Speed-Dating mit Geschichtenerzählen ohne peinliche romantische Erwartungen, aber mit einer gesunden Portion britischen Charmes. Tom Rosenthal durchstreift Londons Parks und lädt zufällig ausgesuchte auf Parkbänken sitzende Menschen ein, ihre Geschichten zu teilen. Dabei vereint er den Witz des Komikers, die Sensibilität des Musikers und seine einfühlsame Art, um Menschen zum Erzählen zu bewegen.
Die Besonderheit von Strangers on a Bench liegt in der Reduktion auf das Wesentliche – ein Mikrofon, eine Parkbank, zwei Fremde und die Bereitschaft, einander gut zuzuhören – sowie in seiner Ehrlichkeit und Intimität. Weder Namen noch Berufe werden preisgegeben, was den Teilnehmenden ermöglicht, sich vollkommen frei und ungezwungen zu äussern. Die wahre Magie entfaltet sich, wenn die anonymen Erzählenden, befreit von den Zwängen ihrer alltäglichen Identitäten, Geschichten preisgeben, die ihre Social-Media-Profile erröten liessen. Und als wäre das Ganze noch nicht britisch genug, krönt Tom Rosenthal jede Begegnung mit einer massgeschneiderten, liebenswürdigen musikalischen Zusammenfassung – teils Volkslied, teils Therapiesitzung –, die dem Podcast eine zusätzliche emotionale Dimension verleiht.
Strangers on a Bench zeigt eindrucksvoll: Jeder Mensch trägt faszinierende Geschichten in sich, und manchmal braucht es nur einen Moment der aufmerksamen Begegnung, um sie zum Klingen zu bringen. Nehmen Sie Platz auf Ihrer virtuellen Bank und lauschen Sie mit.
Aleksandar Popov, Rektor
Monatsbrief Dezember 2024
Das Jahresende beschert der KZO eine Vielzahl festlicher Veranstaltungen und schöner Begegnungen. Dank des grossen Einsatzes von Lehrpersonen, Schülerinnen und Schülern wird die Vorweihnachtszeit mit musikalischen, gemeinnützigen und gemeinschaftlichen Aktivitäten bereichert.
Das UNESCO-Freifach «Politik über Mittag» hat erneut ein Charity-Projekt initiiert. Unter Leitung von Karin Nenning und Andreas Fannin haben sich die Teilnehmenden des Freifachs ein originelles Konzept überlegt, bei dessen Umsetzung zahlreiche Schülerinnen, Schüler und Lehrpersonen beteiligt waren. Das Resultat ist ein unterhaltsamer Monatskalender. Mit dem Erlös des Verkaufs wird eine Wohltätigkeitsorganisation in Südafrika unterstützt. Die Mediothek organisiert in diesem Zusammenhang einen Medienverkauf (2.12. – 6.12), dessen Erlös ebenfalls diesem Charity-Projekt zugutekommt. Der Mediothek haben wir auch das Emoji-Rätsel zu verdanken, bei welchem im Advent an jedem Schultag Weihnachtssäckli gewonnen werden können.
In der zweiten Dezemberwoche werden sich die 5. Klassen am KZO-Menschrechtstag (10.12.) mit dem Thema «Bildung – ein Menschenrecht!?» auseinandersetzen. Die Geschichtslehrpersonen Zsoltàn Kaszàs und Roger Vuk haben ein vielfältiges Programm zusammengestellt, das sich um die nationale und globale Bedeutung von Bildung sowie die Chancengerechtigkeit im schweizerischen Bildungssystem dreht.
Der Dezember ist zudem geprägt von einem sportlichen und zahlreichen musikalischen Höhepunkten. An der traditionellen SO-Volleynight vom 6.12. messen sich ca. 50 Teams, etliche davon kostümiert, im Volleyballfeld. Im Zeitraum 2.12. – 20.12. finden in der 10-Uhr-Pause täglich Pausenkonzerte statt. Das Repertoire reicht von Rock bis Klassik. Am 13.12. präsentiert die Klasse M5a unter Leitung von Karin Binder ein Kammermusikkonzert, und am 17.12. steht im Singsaal das KZO-Mittagskonzert unter Leitung von Solme Hong auf dem Programm. Dazwischen, am 14.12., tritt der KZO-Chor Kantissimo unter Leitung von Stefan Schättin in Zürich im Elfenkostüm auf dem Singing Christmas Tree auf (14.30 Uhr / 15.30 Uhr, https://singingchristmastree.ch/). Am 20.12. findet schliesslich das traditionelle Christmas Carol Singing in der Aula statt. Dieser Anlass wird vom Englischlehrer Daniel Cojocaru und der Gesangslehrerin Barbara Stucky organisiert. Ein Chor bestehend aus Lehrpersonen sowie Schülerinnen und Schülern wird alle in der Aula Anwesenden beim Singen anleiten und dabei vom Fachkreis Musik unterstützt.
Diese vielfältigen Aktivitäten verbinden kulturelle Bildung und Gemeinschaftssinn und gestalten eine festliche Atmosphäre, die über den Unterrichtsalltag hinausreicht. Mein grosser Dank gilt allen Beteiligten, auch den nicht namentlich erwähnten. In diesem Sinne wünsche ich uns allen eine schöne Adventszeit!
Aleksandar Popov, Rektor
Monatsbrief November 2024
Momentan werden an der KZO über 200 Maturitätsarbeiten gelesen und bewertet. Die Bandbreite reicht von gestalterischen über journalistische bis zu wissenschaftlichen Arbeiten. In diesem Zusammenhang wird auch von aussen immer wieder die Frage nach dem Einfluss von KI gestellt. Welche Rolle darf bzw. soll KI spielen?
Gewiss, in Welt der wissenschaftlichen Publikationen ist KI als Schreibgehilfin mitunter akzeptiert. Einerseits ist ihre Verwendung auch bei aufwendigen Offenlegungspflichten schwierig nachzuweisen, und andererseits hilft KI, indem sie das Formulieren von Forschungsarbeiten beschleunigt und damit Zeit freimacht, die für neue Forschung genutzt werden kann. KI kann auch dabei helfen, gleichere Wettbewerbsbedingung zu schaffen, wenn nicht-englischsprachige Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler dank KI ihre Erkenntnisse leichter überall verbreiten können.
Unsere Schülerinnen und Schüler bewegen sich noch nicht auf diesem wissenschaftlichen Niveau. Wir haben deshalb als Schule bezüglich KI eine Haltung, die dem propädeutischen Charakter der gymnasialen Ausbildung Rechnung trägt. Eine moderate Nutzung von KI, etwa für Ideenfindung, Erfragen des Forschungsstands oder stilistische Verbesserungen einzelner Abschnitte, kann durchaus sinnvoll sein. Die grundlegende Denk- und Schreibarbeit sollte jedoch von den Schülerinnen und Schülern selbst geleistet werden. Dazu gehört auch das intensive Ringen um präzise Formulierungen. Die Maturitätsarbeit ist ein wichtiges Instrument, um das eigenständige wissenschaftliche Denken zu erlernen und das schrittweise Entwickeln und Präzisieren der eigenen Gedanken durch das Schreiben zu üben.
Ausserdem neigen KI-Systeme derzeit noch dazu, oberflächlich plausibel klingende Texte zu produzieren, die bei genauerer Prüfung inhaltliche Schwächen aufweisen können. Gerade bei Maturitätsarbeiten, die oft sehr spezifische Themen behandeln, können diese Ungenauigkeiten problematisch sein. Die Schülerinnen und Schüler haben durch ihre intensive Beschäftigung mit dem Thema ein tieferes Verständnis als die KI und dürfen stolz sein, ihre erste grössere Arbeit verfasst zu haben. Der Wert dieser persönlichen Leistung – und das damit verbundene Gefühl der Selbstwirksamkeit – steigt, je grösser der selbstgenerierte Anteil ist.
Aleksandar Popov, Rektor
Monatsbrief Oktober 2024
Ehemalige KZO-Schülerinnen und -Schüler berichten gerne von ihren Erfahrungen während der Schulzeit. Dabei fällt auf, dass besonders die ausserschulischen Aktivitäten in positiver Erinnerung bleiben. Exkursionen und Studienwochen werden häufig als Höhepunkte genannt. Auch die diesjährigen Studienwochen sollen solch unvergessliche Momente für unsere Schülerinnen und Schüler schaffen.
Für die ersten und dritten Klassen findet die Studienwoche grösstenteils in den Schulgebäuden statt. Dabei werden die Klassen von ihren Klassenlehrpersonen betreut und unternehmen zusätzlich einen ein- bis zweitägigen Ausflug. Die zweiten und vierten Klassen hingegen verlassen die Schule für eine ganze Woche und erkunden verschiedene Orte innerhalb oder nicht unweit ausserhalb der Landesgrenzen. Für den Maturjahrgang ist eine besondere Projektwoche vorgesehen: Die Schülerinnen und Schüler verbringen klassenübergreifend eine thematische Studienwoche, z.B. in Frankreich, wo sie sich mit dem Fahrrad der Rhone entlang bis zum Mittelmeer bewegen, in Andalusien, wo sie die Einflüsse verschiedener Religionen, Kulturen und geografischen Gegebenheiten erkunden, oder in Albanien, wo sich mit verschiedenen Einflüssen auf die lokale Kultur und dem Spannungsfeld zwischen Tradition und Moderne beschäftigen.
Die Schülerinnen und Schüler der fünften Klassen wiederum verbringen zwei Wochen individuell im sogenannten ‚Stage‘ - einem Arbeitsaufenthalt im französischsprachigen Teil der Schweiz. Dieser Aufenthalt bietet Gelegenheit, in die Sprache und Lebensweise der Romandie einzutauchen. Darüber hinaus fördert er den Zusammenhalt zwischen den verschiedenen Sprachregionen und vertieft die Französischkompetenzen – ganz im Sinne des neuen Maturitätsanerkennungsreglements, das Austausch- und Mobilitätsaktivitäten in einer anderen Sprachregion der Schweiz oder des Auslands vorsieht.
Die Studienwoche verfolgt mehrere Ziele. Der soziale Zusammenhalt wird gestärkt und es entstehen neue Freundschaften. Darüber hinaus bietet sie die Möglichkeit, den Blickwinkel der Schülerinnen und Schüler zu erweitern und Lernerfahrungen jenseits des üblichen Schulalltags zu sammeln. In diesem Sinne wünsche ich allen Beteiligten eine erlebnisreiche Studienwoche!
Aleksandar Popov, Rektor
Monatsbrief September 2024
Im Vorfeld des neuen Schuljahres wurden viel Energie und Arbeit in die Vorbereitung und Planung gesteckt, sei es seitens Lehrpersonen für den Unterricht oder den Start als Klassenlehrperson mit einer neuen Klasse, sei es seitens Verwaltung und Schulleitung für den administrativen und organisatorischen Ablauf des Schuljahrbeginns. Während der Start dann in vielerlei Hinsicht planmässig über die Bühne ging, gab es auch die eine oder andere Überraschung. Dies wird auch im restlichen Verlauf des Schuljahres der Fall sein und wirft einige interessante Fragen auf: Wie gehen wir mit der Herausforderung um, dass eine perfekte Planung nicht zwingend reibungslose Abläufe oder gelungene Lektionen garantiert und der Umkehrschluss keine valable Alternative ist? Wie viel Vorbereitung ist leistbar und zweckmässig? Verhindert detaillierte Planung allenfalls eine angestrebte Flexibilität?
Letzteres ist bedenkenswert. Schliesslich liegt in Unvorhersehbarem auch eine Chance. Es ist oft eine Bereicherung, wenn verworfen und anschliessend neu gedacht und entworfen werden muss. Es entstehen unverhoffte Freiräume, die von Lehrpersonen, Schülerinnen und Schülern ideenreich und sinnvoll genutzt werden können. Dies sind Grundlagen für eine Entwicklung. Die Fähigkeit, flexibel auf Unvorhergesehenes zu reagieren, ist in unserer schnelllebigen Welt oft wichtiger als starre Pläne.
Die KZO ist für einen bestimmten Zeitraum in unseren Leben der Ort des gemeinsamen Lernens und Zusammenwirkens. Etwa 1550 Individuen gehen an der KZO regelmässig ein und aus und unterscheiden sich durch eigene Ausprägungen und Lebenswelten. Gerade diese Vielfalt macht die Schulgemeinschaft farbig und lebendig. Ich bedanke mich bei der gesamten KZO-Gemeinschaft für einen gelungen Start ins neue Schuljahr und dafür, dass sehr vieles trotz unerwarteter Wendungen gelingt. Das ist nicht selbstverständlich. In diesem Sinne freue ich mich weiterhin auf einen Alltag, der manchmal anders als geplant und selten alltäglich ist.
Aleksandar Popov, Rektor
Monatsbrief Juli/August 2024
Die EDK hat im Juni den gesamtschweizerischen Rahmenlehrplan (RLP) für gymnasiale Maturitätsschulen verabschiedet. Damit sind die nationalen Arbeiten des Projekts Weiterentwicklung der gymnasialen Maturität (WEGM) beendet. Der neue Rahmenlehrplan ersetzt den bisherigen aus dem Jahr 1994 und gilt im Kanton Zürich nach einer Übergangsfrist ab dem Schuljahr 2029/30 als verbindlich. Erarbeitet wurde er durch Lehrpersonen, Fachdidaktikerinnen und Fachdidaktiker aller Sprachregionen mit Unterstützung durch Expertinnen und Experten aus den Hochschulen.
Der neue Rahmenlehrplan konkretisiert die Bildungsziele der gymnasialen Maturität und beschreibt die Mindestanforderungen an die fachlichen und überfachlichen Lerninhalte und die zu erwerbenden Kompetenzen. Somit ist der Rahmen für die schulischen Lehrpläne gesetzt. Allerdings ist das Gesamtwerk überfrachtet. Etliche Mindestanforderung muten hochgesteckt an, wenn man bedenkt, dass die Fächer Informatik und Wirtschaft und Recht zu Grundlagenfächern aufgewertet sowie neue transversale Themen und überfachliche Bereiche eingeführt werden. Folgendes Dilemma entsteht: Wie können schulische Lehrpläne und Fachrichtlinien dem Rahmenlehrplan gerecht werden, ohne die Schülerinnen und Schüler übermässig zu belasten, thematisch nur an der Oberfläche zu kratzen und neue Lehrformen zu verunmöglichen? Ein Lösungsansatz wäre es, etwas Mut zur Lücke zu haben, Überschneidungen zwischen Fächern und Kompetenzfeldern zu nutzen und exemplarisch zu unterrichten. So könnte dem Rahmenlehrplan Rechnung getragen und gleichzeitig in der nötigen Tiefe unterrichtet werden.
Wie auch immer dieses Dilemma gelöst wird, der Kontakt zu den Hochschulen wird zentral sein, weil der prüfungsfreie Zugang ein hohes Gut ist, das es zu bewahren gilt. Es ist wichtig, dass die Hochschulen ein realistisches Bild von den auf gymnasialer Stufe erreichten Zielen haben. Erfreulicherweise bestehen bereits Gremien, in welchen ein Austausch stattfinden kann. Auf nationaler Ebene organisiert beispielsweise der Verein Schweizerischer Gymnasiallehrer und Gymnasiallehrerinnen (VSG) eine Konferenz, die sich im Januar 2025 den Auswirkungen des neuen Rahmenlehrplans auf den Übergang Gymnasium – Hochschule widmen wird. Auf kantonaler Ebene sorgt das Projekt HSGYM dafür, dass der Dialog an der Schnittstelle kontinuierlich und gemeinschaftlich geführt werden kann.
Aleksandar Popov, Rektor
Monatsbrief Juni 2024
Das schweizerische Projekt ‚Weiterentwicklung der gymnasialen Maturität‘ (WEGM) ist mittlerweile auf Kantonsstufe angelangt. Der Bildungsrat des Kantons Zürich hat neulich Grundsätze und Eckwerte beschlossen (zh.ch/wegzh und BRB/WegZH), die unter Einbezug diverser Stakeholder aus dem Zürcher Teilprojekt «WegZH» entstanden waren und die Richtung für die Weiterentwicklung der Zürcher Gymnasien vorgeben.
Der Grundtenor ist eindeutig: Alle Zürcher Mittelschülerinnen und -schüler sollen dieselben Voraussetzungen für das Bestehen der Maturität antreffen und gleich gut auf das Hochschulstudium vorbereitet werden. Deshalb müssen die Strukturen der einzelnen Schulen vergleichbarer und daher einheitlicher werden. Dagegen ist prinzipiell nichts einzuwenden. Die Crux wird jedoch in der Konkretisierung des Bildungsratsbeschlusses liegen, da dieser ein gewisses Mass an Spielraum zulässt. Vieles wird sich um die Fragen drehen, wie gleich die Ausgestaltung des Grundlagenbereichs sein soll und wie mit den gemäss Maturanerkennungsreglement (MAR) frei verteilbaren Lektionen umgegangen werden soll.
Schulische Freiheiten bieten Möglichkeiten zur Gestaltung. Je nach Grösse, Lage und Spirit einer Schule ist mehr oder weniger Spielraum gefragt. Das MAR sollte deshalb nicht enger ausgelegt werden, als es ist. Es sieht die Gleichwertigkeit von Maturitätsabschlüssen vor, und Gleichwertigkeit kann auf unterschiedliche Arten gewährleistet werden. Wie elaboriert diese sind, sollten die einzelnen Schulen entscheiden dürfen. Es sprichts nichts dagegen, den Grundlagenbereich kantonal einigermassen einheitlich zu gestalten. Gleichzeitig schliesst das MAR aber nicht aus, dass Grundlagenfächer über ein Fundament hinaus promotionsrelevant vertieft werden können. Schliesslich hat sich aus zahlreichen Ehemaligenbefragungen über die Jahre hinweg herauskristallisiert, dass sich Wahl- und Vertiefungsmöglichkeiten bewährt haben. Dies ist auch sehr im Sinne des bildungsrätlichen Beschlusses, der die Erhöhung der interessengeleiteten Vertiefungsmöglichkeiten als einen Eckwert definiert hat.
Darüber hinaus gilt es bei allen Überlegungen generell auch die Perspektive der Schülerinnen und Schüler einzunehmen. Einer Überfrachtung mit Stoff und Druck ist entgegenzuwirken, indem beispielsweise die Anzahl gleichzeitig unterrichteter Fächer limitiert oder die Jahrespromotion auf jüngere Jahrgänge ausgeweitet wird.
Aleksandar Popov, Rektor
Monatsbrief Mai 2024
Die letzten Schultage der Maturandinnen und Maturanden sind angebrochen. Bald werden die Schliessfächer bis auf wenige Überbleibsel leergeräumt. Dabei lassen sich gemischte Gefühle beobachten: Es ist eine Zeit des Respekts vor den bevorstehenden Prüfungen, aber auch der Vorfreude und der Nostalgie.
Hinsichtlich der Maturitätsprüfungen zeigt sich Verschiedenes: die Erkenntnis, dass diese Prüfungen das Ergebnis von Jahren grossen Engagements sind; die Erwartung, dass Wissen und Fähigkeiten unter Beweis gestellt werden dürfen und Leistung unter Druck abgerufen werden muss. Das ist gut so. Schliesslich werden unsere Maturandinnen und Maturanden auf Hochschulstufe regelmässig mit derartigen Prüfungsmomenten konfrontiert.
Die Vorfreude auf das Ende der Schulzeit und den Beginn eines neuen Lebensabschnitts sind deutlich spürbar. Die Maturandinnen und Maturanden tauschen Zukunftspläne aus, träumen von Universitäten und Karrieren, von Reisen und Abenteuern. Sie freuen sich auf die Freiheit und die Möglichkeiten, die ihnen offenstehen. Auch das ist gut so. Schliesslich gibt es solche Momente des Aufbruchs nur wenige Male im Leben.
Gleichzeitig breitet sich ein Gefühl der Nostalgie aus. Erinnerungen an die gemeinsam verbrachte Zeit, an besondere Momente, Misserfolge und Erfolge werden aufgewärmt gemeinsam mit Klassenkameradinnen und -kameraden, die zu Freundinnen und Freunden geworden sind. Auch das ist gut so. Schliesslich sind Beziehungen aus der Mittelschulzeit prägend.
So sind die letzten Schultage eine Zeit des Übergangs. Die Maturandinnen und Maturanden sind auf ihrem Weg enorm gewachsen. Sie haben die Unsicherheit von Heranwachsenden grösstenteils abgelegt und treten nun mit dem Selbstbewusstsein und der Gelassenheit junger Erwachsener auf, die bereit sind, ihre Flügel auszubreiten. Bei uns Lehrpersonen schwingt dabei ein Gefühl der Errungenschaft mit. Wir freuen uns, Wissen, Fähigkeiten und Werte mitgegeben zu haben, die dabei helfen werden, Herausforderungen zu meistern.
Ich wünsche unseren Maturandinnen und Maturanden bei den anstehenden Prüfungen viel Erfolg!
Aleksandar Popov, Rektor
Monatsbrief April 2024
KI-Sprachmodelle können komplexe Texte generieren und Übersetzungen sekundenschnell erstellen. Das stellt die Bedeutung sprachlicher Details in Frage: Wie genau und fehlerfrei muss von Menschen produzierte Sprache heute noch sein?
Die “Apostrophe Protection Society“[1] (APS) hat diesbezüglich eine sehr dezidierte Haltung. Seit 2001 setzt sie sich für den korrekten Gebrauch des unscheinbaren Satzzeichens ein. Gegründet von einem pensionierten Lektor war die APS eine Reaktion auf die grassierende Verwirrung und die falsche Verwendung von Apostrophen in der englischen Sprache, z.B. in ladie’s blow-dry's oder dem sogenannten ‚greengrocer’s apostrophe‘, z.B. Cauliflower's – two for a pound!
Die APS hat es sich zum Ziel gesetzt, den korrekten Gebrauch des Apostrophs zu fördern und bietet Merkblätter, Beispielsammlungen sowie T-Shirts an. Auf den ersten Blick mag die APS wie eine kleine Gruppe von Sprachpuristen erscheinen, aber sie trägt dazu bei, die sprachliche Präzision zu erhalten. Dies ist wichtig. Schliesslich liegen die Feinheiten und Nuancen oft im sprachlichen Detail. Grammatik ist nicht als Selbstzweck nützlich, sondern weil sie die Kommunikation klar und verständlich macht. Ein korrekt gesetzter Apostroph zeugt nicht nur von sprachlicher Kompetenz und Sorgfalt, sondern vermeidet auch Missverständnisse und Unklarheiten. Letztlich bedeuten it's und its oder customer’s complaints und customers‘ complaints nicht dasselbe.
Was hat das mit KI zu tun? KI-Systeme sind zwar in der Lage, grosse Textmengen zu verarbeiten und zu generieren, sie lernen aber gleichzeitig aus den eingegebenen Daten und sind daher auf deren Qualität angewiesen. Sind die eingegebenen Daten fehlerhaft, kann dies zu fehlerhaften Lernprozessen des KI-Systems und fehlerhaften Ausgaben führen und damit die Ausbreitung von Fehlern begünstigen. Die Arbeit der APS und die hohen Ansprüche der Schulen an Sprachfestigkeit und sprachliche Sorgfalt sind somit im Zeitalter der KI wichtiger denn je.
Aleksandar Popov, Rektor
Monatsbrief März 2024
Die Zentrale Aufnahmeprüfung (ZAP) beeinflusst den schulischen Werdegang junger Menschen im Kanton Zürich, indem sie darüber mitentscheidet, wer den Weg zur Maturität einschlägt. Die ZAP ruft deshalb auch wiederkehrend verschiedenste, mitunter emotionale Reaktionen hervor. Dies lässt sich medial und politisch gut bewirtschaften, da alljährlich mehrere Tausend Kandidatinnen und Kandidaten die ZAP absolvieren und nicht nur sie, sondern auch ihr Umfeld direkt oder indirekt davon betroffen sind. Dass dann von zu frühen Weichenstellungen und einem zu harten und ungerechten Auswahlverfahren die Rede ist, erstaunt nicht – lässt sich so aber nicht sagen.
Gewiss: Die ZAP erzeugt Stress und Druck, der weit über das Klassenzimmer hinausreicht, und zwar nicht nur am Prüfungstag, sondern monatelang zuvor. Die Tagesform kann eine Rolle spielen. Die Aussagekraft der ZAP ist beschränkt; sie bewertet nur schriftliche Prüfungsleistungen und berücksichtigt soziale Kompetenzen und die längerfristige Gesamtentwicklung der Schülerinnen und Schüler nicht. Das Format und die Ansprüche begünstigen eine ‘Teaching to the test’-Vorbereitung, deren Kosten sowie Professionalität variieren.
Selbstverständlich ist kein Aufnahmeverfahren perfekt. Eine Evaluation verschiedenster Verfahren kam jedoch zum Schluss, dass die Zürcher Variante im Vergleich sehr gerecht ist (s. TagesAnzeiger, 24.2.2024). Sowohl die Konzipierung als auch die Korrektur der Prüfung erfolgen in einem mehrstufigen Prozess, um eine unabhängige und faire Bewertung und eine gewisse Stabilität im Aufnahmeverfahren zu gewährleisten. Die Mischung aus Erfahrungsnoten, Prüfung und Probezeit verringert das Gewicht der Faktoren Subjektivität und Tagesform markant. Ausserdem bieten sich jungen Menschen aus der Volksschule insgesamt drei Chancen, das Zürcher Aufnahmeverfahren zu bestehen.
Bei alledem sollte nicht vergessen gehen, dass es alternative Bildungswege mit sehr guten Zukunftsaussichten gibt. Sich der ZAP zu stellen, ist ein bewusster Entscheid für den akademischen Weg, der traditionell verschiedene Hürden beinhaltet. Es ist folglich wichtig, dass die diversen Bildungswege mit all ihren Vorzügen und Nachteilen möglichst allen jungen Menschen und ihrem Umfeld möglichst früh aufgezeigt werden.
Aleksandar Popov, Rektor
Monatsbrief Februar 2024
Als KI vor gut einem Jahr weltweit in den Fokus rückte, bestand bei Bildungsinstitutionen zweierlei Gefahr: in panischen Aktionismus zu verfallen oder den Kopf in den Sand zu stecken. Zum Glück ist beides nicht passiert. Dies wurde auch am HSGYM-Hochschultag der Mittelschulen offenkundig, an welchem sich Exponentinnen und Exponenten von Hochschulen und Gymnasien im Januar an der ETH trafen, um sich fach- und stufenübergreifend über die Implikationen von KI auszutauschen.
Alle Beteiligten sind sich einig, dass Verbote von KI nicht zielführend sind. Der Fokus soll vielmehr auf den sinnvollen Umgang und Gebrauch gelegt werden. In diversen Unterrichtssettings wird deshalb mit KI experimentiert und gearbeitet. Es eröffnen sich Chancen: KI wird hoffentlich Bildung für alle zugänglicher machen. KI hat das Potenzial, Lernen effektiver zu machen. Sie kann als Tool für Lehrpersonen dienen, für das Entwerfen von neuartigen Aufgaben. KI kann als Tutor für Schülerinnen/Schüler dienen, denn ChatGPT ist ausserordentlich geduldig und immer verfügbar. Einige Tätigkeiten wissenschaftlichen Arbeitens können an KI outgesourct werden, z.B. das Zusammenfassen von Fachliteratur.
Dennoch gibt es für Bildungsinstitutionen nach wie vor offene Fragen:
Welche Risiken sind mit der Verwendung von KI verbunden? Insbesondere bezüglich der Nachvollziehbarkeit und Qualität der Resultate, der mangelnden Transparenz über die Verwendung von Daten, der Fairness bei der Bewertung von Arbeiten, der Abhängigkeit öffentlicher Einrichtungen von privaten Unternehmen.
Wie wird sich KI auf die Motivation auswirken, Dinge zu lernen, die der Computer ohnehin besser kann?
Wie vertraut müssen Lehrpersonen mit der Funktionsweise, den Möglichkeiten, Grenzen und Risiken von KI-Werkzeugen sein, damit sie Schülerinnen/Schüler beim Umgang adäquat begleiten können?
Wie kann das Verantwortungsgefühl der Schülerinnen/Schüler für ihre Arbeit gestärkt werden? Sie müssen erklären können, mit welchen Methoden ein Produkt erstellt wurde, und die Quellen deklarieren. Sie sind allein für den Inhalt verantwortlich; die Maschine kann nicht dafür verantwortlich gemacht werden.
Wie wird sich die Prüfungskultur verändern? Was muss ohne KI geleistet werden können? Vielleicht wird es künftig zwei Formate geben: hilfsmittelfreie Paper-and-Pencil-Prüfungen und Open-Book-Prüfungsformen. Letzteres würde bedeuten, dass der kluge Umgang mit KI, z.B. Prompting, Einzug in Lehrpläne erhielte.
Bei alldem gilt: Die Fachdidaktik muss richtungsweisend bleiben, egal welche Hilfsmittel benutzt werden dürfen. Die Verantwortung für die Bewertung muss in menschlicher Hand bleiben. KI soll traditionelle Lehrmethoden nicht ausschliessen, sondern eine ergänzende Ressource sein, die lernförderlich eingesetzt wird. Die Rolle der Lehrperson kann nicht ersetzt werden, die Interaktion mit ihr, ihre Empathie und ihre Erfahrung sind unabdingbar.
Aleksandar Popov, Rektor
Monatsbrief Januar 2024
Auch das Jahr 2024 hält wohl einige Überraschungen für uns bereit sowohl im Kleinen als auch im Grossen. Die Einordnung von Unerwartetem und Neuem in grössere Zusammenhänge ist oft schwierig, und in Zeiten, in welchen auf zig Kanälen und in zig Bubbles ein aufgeregter und unsachlicher Umgang mit Informationen zur Tagesordnung gehört, ist es beruhigend, gelegentlich seriöse Stimmen zu hören, die ohne Polemik pointierte und fundierte Meinungen vertreten. Eine dieser Stimmen gehört David Runciman, Professor für Politikwissenschaft an der Universität Cambridge und Mitglied der British Academy. Er forscht über die Ursachen politischer Krisen und ist einer der führenden Politikwissenschaftler seiner Generation. Darüber hinaus ist er ein angesehener Kolumnist und Kommentator.
Im vergangenen Jahr lancierte Runciman einen Podcast namens Past, Present, Future, der es erfreulicherweise auf etliche ‘best-of-2023’-Listen geschafft hat. Runciman diskutiert in diesem wöchentlichen Podcast in wunderbarem Englisch manchmal eigenhändig und manchmal gemeinsam mit illustren Gästen aktuelle Fragen aus verschiedensten Bereichen der Politik, Philosophie, Wissenschaft und Kultur, z.B.: Wie hat sich der amerikanische Einfluss auf das Weltgeschehen verändert? Wie lässt sich Nachhaltigkeit in unsere Lebensweise integrieren? Was macht einen grossartigen Essay aus? Was sind die Folgen öffentlicher Verschuldung? Ist das beste zeitgenössische Schreiben genauso gut wie das, was früher geschrieben wurde? Wann geht demokratische Freiheit in Anarchie über?
Auf der Suche nach Antworten greift Runciman jeweils auf die Geschichte bedeutender Ideen, Personen und Errungenschaften zurück und stellt aktuelle Bezüge dar. Diese Einbettung geschieht sachlich und begründet. An Past, Present, Future darf man sich deshalb durchaus ein Beispiel nehmen: Es lohnt sich, über schwierige Fragen nachzudenken und sie möglichst vorurteilsfrei und umfassend anzugehen. Diese Einstellung werden wir uns auch im neuen Jahr an der KZO beherzigen.
In diesem Sinne wünsche ich uns allen ‘es guets Nois’!
Aleksandar Popov, Rektor
Monatsbrief Dezember 2023
Der Abschluss des Kalenderjahres ist an der KZO jeweils von diversen schönen Aktivitäten geprägt. Dank des Engagements diverser Lehrpersonen, Schülerinnen und Schüler bereichern musikalische, soziale und karitative Aktivitäten den Advent.
Die Schülerinnen und Schüler des UNESCO-Freifachs «Politik über Mittag» haben unter Leitung von Karin Nenning und Sabina Zimmermann einmal mehr ein Charity-Projekt auf die Beine gestellt. Es können Taschen und Sticker mit von Klassen verfassten Sprüchen erworben werden. Mit dem Erlös des Verkaufs werden zwei Hilfsorganisationen unterstützt: Syrian Refugee Crisis, eine Organisation, die in Jordanien ein Traumazentrum für aus Syrien geflüchtete Kinder betreibt, und Ubele, eine Organisation, die ein Kinderdorf für Waisen und Strassenkinder in Kenia betreibt. Die Mediothek organisiert in diesem Zusammenhang vom 5.12. bis am 7.12. einen grossen Medienverkauf, dessen Erlös ebenfalls dem Charity-Projekt des UNESCO-Freifachs zugutekommt. Unser grosser Dank geht auch an die Elternvereinigung der KZO, die dieses Projekt grosszügig unterstützt hat.
In der zweiten Dezemberwoche werden sich die 5. Klassen am KZO-Menschrechtstag (7.12.) mit dem Thema «Journalismus unter Druck. Die Bedeutung von Medienfreiheit und Informationsqualität.» auseinandersetzen. Die Geschichtslehrpersonen Karin Beereuter und Ursulina Wyss haben ein reichhaltiges und hochstehendes Programm mit hohem Realitätsbezug erstellt.
Schliesslich stehen im Dezember eine Vielfalt musikalischer Highlights auf dem Programm. Im Zeitraum 1.12. – 22.12. finden in der 10-Uhr-Pause täglich Pausenkonzerte statt. Dabei werden wir von diversen Formationen unter anderem mit rockigen, klassischen und volkstümlichen Tönen beglückt. Am 10.12. tritt eine Gruppe aktueller und ehemaliger KZO-Schülerinnen und -Schüler unter der Leitung von Stefan Schättin in Zürich im Elfenkostüm auf dem Singing Christmas Tree auf (14.30 Uhr / 15.30 Uhr). Am 11.12. findet unter Leitung von Karin Binder ein Kammermusikkonzert der Klasse M5 statt, und am 19.12. steht im Singsaal das KZO-Mittagskonzert unter Leitung von Dorothea Frey an. In der letzten Lektion dieses Kalenderjahrs findet schliesslich in der Aula das traditionelle Christmas Carol Singing statt. Der Anlass wird von den Englischlehrern Daniel Cojocaru und Matthias Regli und der Gesangslehrerin. Barbara Stucky organisiert. Ein Chor bestehend aus Lehrpersonen sowie Schülerinnen und Schülern wird alle in der Aula Anwesenden beim Singen anleiten und dabei vom Fachkreis Musik unterstützt.
Es ist nicht selbstverständlich, dass in einer ohnehin geschäftigen Jahreszeit so viel auf die Beine gestellt wird. Deshalb bedanke ich mich herzlich bei allen Beteiligten, auch den nicht namentlich erwähnten. Ich bin sehr froh um diese Veranstaltungen. Sie tragen zum Zusammenhalt an der KZO bei und zeigen, dass wir für Frieden und Respekt einstehen. In diesem Sinne wünsche ich uns allen eine schöne Adventszeit!
Aleksandar Popov, Rektor
Monatsbrief November 2023
Der Regierungsrat des Kantons Zürich beabsichtigt, die Schulsozialarbeit umfassend an Berufs- und Mittelschulen einzuführen. Die Erfahrungen mit Pilotprojekten beteiligter Schulen waren durchwegs positiv, sodass im vergangenen Monat ein Gesetzesentwurf zuhanden des Kantonsrats verabschiedet wurde.
Diese Massnahme soll Jugendliche unterstützen, die durch psychische und soziale Probleme belastet sind. Sie hat auch präventiven Charakter und soll der Verschlimmerung von schwierigen Situationen und Ausbildungsabbrüchen entgegenwirken. Schülerinnen und Schüler sollen möglichst früh, rasch und unkompliziert professionelle Unterstützung und Beratung erhalten. Darüber hinaus soll die Massnahme Schulen entlasten. Diese stossen in ihrer Betreuungsarbeit vermehrt an Kapazitätsgrenzen.
Die KZO begrüsst die Bestrebungen des Regierungsrats. Unsere Schülerinnen und Schüler können sich bei persönlichen oder schulischen Schwierigkeiten bereits heute an ihre Lehrpersonen, Klassenlehrpersonen, Mitglieder des Supportteams, Lehrpersonen für Prävention und Gesundheit, die Schulärztin oder die Schulleitung wenden. All diese Personen sind – gemeinsam mit der Lehrpersonenberaterin, der Studien- und Laufbahnberaterin, einer Vertretung der Elternvereinigung sowie Schülerinnen und Schülern – Teil der sogenannten Kontaktgruppe. In diesem Gremium werden unter anderem Aspekte der mentalen Gesundheit diskutiert. Das Beratungs- und Präventionsangebot an der KZO ist somit zwar breit aufgestellt, aber dennoch sehr gut ausgelastet.
In der Volksschule ist die Schulsozialarbeit seit einiger Zeit institutionalisiert. Notlagen und Probleme können aber auch nach dem Kindesalter in der Adoleszenz auftreten oder nach wie vor ungelöst sein. Deshalb wäre die Einführung von Schulsozialarbeit an Berufs- und Mittelschulen eine sinnvolle Investition. Sie würde gesellschaftliche Folgekosten vermindern, eine weitere Vernetzung mit Fachstellen ausserhalb der Schule bieten und bestehende Strukturen ergänzen, indem sie den Schulen dabei hilft, noch mehr Schülerinnen und Schüler vor Ort aufzufangen, vermehrt individuelle Lösungswege zu finden und längerfristige Begleitungen anzubieten.
Aleksandar Popov, Rektor
Monatsbrief Oktober 2023
In der letzten Schulwoche vor den Herbstferien findet die alljährliche Studienwoche der KZO statt. Die Schülerinnen und Schüler der sechsten Klassen absolvieren dabei eine klassenübergreifende Studienwoche im europäischen Raum zu einem bestimmten Thema, z.B. Töpferei, oder einer bestimmten Region, wie beispielsweise Slowenien, die Toskana oder Berlin, oder sie sind besonders aktiv und begeben sich auf eine Radreise durch die Provence bis ans Mittelmeer. Die Schülerinnen und Schüler der zweiten und vierten Klassen verbringen eine externe Woche in der Schweiz oder im nahen Ausland, wo sie in Gruppen projektartig arbeiten und sich die lokale Kultur zu Gemüte führen. Währenddessen verbringen die Schülerinnen und Schüler der ersten und dritten Klassen die Studienwoche mehrheitlich an der KZO mit ihren Klassenlehrpersonen und unternehmen eine ein- oder zweitägige Exkursion.
Die Fünftklässlerinnen und Fünftklässler hingegen gestalten die Studienwoche individuell innerhalb vorgegebener Rahmenbedingungen. Sie verbringen zwei Wochen im sogenannten "Stage", einem Arbeitsaufenthalt in der französischsprachigen Schweiz, und tauchen dabei in die französische Sprache und die frankophone Kultur der Westschweiz ein. Im Vorfeld fanden sie Gastfamilien und einen Arbeitsort für zwei Wochen, sei es in einer Walliser Berghütte, auf einem Waadtländer Weinberg oder in einem Genfer KMU. Der Aufenthalt fördert den Austausch und die Mobilität zwischen den Landesteilen – ein Aspekt, der nun auch im neuen Maturitätsanerkennungsreglement (MAR) verankert ist. Darüber hinaus machen die Schülerinnen und Schüler bereichernde persönliche Erfahrungen und wenden die französische Sprache im Alltag an.
Schulzeit auch ausserhalb des Schulzimmers zu verbringen, erhöht die Relevanz und bietet Veranschaulichung von Inhalten. Es schweisst auch zusammen und bietet hoffentlich unvergessliche Erlebnisse in der Gruppe. In diesem Sinne wünsche ich allen Teilnehmenden eine erlebnis- und lehrreiche Studienwoche!
Aleksandar Popov, Rektor
Monatsbrief August/September 2023
Der sogenannte Ferieneffekt, die Auswirkungen der Länge von Schulferien auf das Lernen von Schülerinnen und Schülern, ist ein Thema, das während der Sommerferienzeit medial jeweils Hochkonjunktur hat. So auch diesen Sommer. Die Ergebnisse und Interpretationen von Studien divergieren und ergeben kein einheitliches Bild. Nichtsdestotrotz werden auch interessante Erkenntnisse ans Licht gebracht.
In Sachen Vergessen von Gelerntem gibt es Hinweise darauf, dass kürzere, aber dafür regelmässig verteilte Ferienzeiten effektiver sind, um den Bildungserfolg zu sichern, als längere Unterbrechungen des Schulalltags. Letztere können dazu führen, dass Schülerinnen und Schüler bereits erworbenes Wissen teilweise vergessen oder langsamer in den Lernrhythmus zurückfinden. In dieser Hinsicht überzeugt das Schweizer Modell.
Ein weiterer Punkt ist der soziale Aspekt von langen Ferien. Man spricht entsprechend von einem schicht- oder milieuspezifischen Ferieneffekt. Langwierige Schulpausen können Bildungsunterschiede verstärken, da nicht alle Schülerinnen und Schüler die gleichen Möglichkeiten haben, ihre freie Zeit sinnvoll und bildungsreich zu gestalten. Familien mit begrenzten finanziellen Ressourcen haben möglicherweise Schwierigkeiten, ihren Kindern Zugang zu kulturellen oder bildungsorientierten Aktivitäten zu ermöglichen. Die vorliegenden Studien sind widersprüchlich: Unterschiedliche Auswirkungen des Ferieneffekts auf spezifische Untergruppen lassen sich fallweise bei langen Ferien nachweisen.
Die Ferienzeit soll aber auch eine wichtige Rolle für die Erholung und Entspannung spielen, um Belastung abzubauen und Resilienz zu stärken. Etliche Studien heben die Bedeutung von Ferienaktivitäten hervor, die die körperliche Gesundheit und kreative Entfaltung fördern und so das Wohlbefinden auch über die Ferien hinaus begünstigen. Ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Lernzeit und Erholung ist wichtig. Die optimale Balance zu finden, ist hingegen schwierig. In diesem Zusammenhang könnte aber auch etwas weitergedacht werden, z.B. über weniger Ferien und gleichzeitig weniger Unterrichtslektionen pro Woche. Diesbezüglich wurde nämlich noch wenig geforscht.
In diesem Sinn hoffe ich, dass wir erholt ins neue Schuljahr starten!
Aleksandar Popov, Rektor
Monatsbrief Juli/August 2023
Das Projekt zur Weiterentwicklung der gymnasialen Maturität (WEGM) hat zum Ziel, das bestehende System aus dem Jahr 1995 zu überprüfen, es an die heutigen gesellschaftlichen Anforderungen anzupassen und zukunftsorientiert zu gestalten. Gleichzeitig soll die Studierfähigkeit gestärkt und der prüfungsfreie Zugang zu den universitären und pädagogischen Hochschulen erhalten bleiben. Nachdem die Vorschläge von Expertengruppen einer grossangelegten Konsultation unterzogen wurden, hat der Bundesrat die totalrevidierten Rechtsgrundlagen für die gymnasiale Maturität Ende Juni 2023 auf Empfehlung der Konferenz der kantonalen Erziehungsdirektorinnen und -direktoren (EDK) verabschiedet.
Die Neuerungen sind überschaubar. Unter anderem werden im neuen Maturitätsanerkennungsreglement (MAR) die Fächer Informatik sowie Wirtschaft und Recht zu Grundlagenfächern aufgewertet, die grundlegenden fachlichen Kompetenzen in der Unterrichtssprache und in Mathematik gestärkt, transversale Themen verankert sowie Chancengerechtigkeit und Mobilität gefördert. Darüber hinaus wird der Katalog an Schwerpunkt- und Ergänzungsfächern geöffnet, sodass die Kantone zusätzliche Fächer anbieten können. Die Regeln für das Bestehen der Maturitätsprüfung bleiben indessen unverändert.
Wie geht es weiter? Zwei Prozesse werden in den nächsten Monaten entscheidend sein. In beiden geht es um Freiräume. Zum einen steht nun die kantonale Ausgestaltung des neuen MAR an. Innerhalb des neuen Reglements besteht zum Glück Spielraum. Hier setzt das Zürcher Vorprojekt der Lehrpersonenkonferenz Mittelschulen Kanton Zürich (LKM), der Schulleiterkonferenz Zürcher Mittelschulen (SLK) und des Mittelschul- und Berufsbildungsamts (MBA) an. Unter Einbezug vieler Beteiligten wird derzeit geklärt, wo die Stärken der Zürcher Gymnasien liegen und wo Handlungsbedarf besteht. Basierend auf diesen Erkenntnissen wird eine zukunftsweisende Zürcher Umsetzung der nationalen Vorgaben entwickelt. Zum anderen startet im Herbst 2023 die Konsultation zum revidierten Rahmenlehrplan (RLP). Dieser wirkt derzeit noch sehr überfrachtet. Deshalb sollte auch in diesem Bereich die Schaffung von Freiräumen angestrebt werden. Dies bedeutet für die einzelnen Fachbereiche, sich grundsätzliche Überlegungen zur Wichtigkeit ihrer Inhalte bezüglich der allgemeinen Studierfähigkeit zu machen und das Pflichtprogramm etwas zu reduzieren.
Es wäre erfreulich, wenn WEGM kein isoliertes Ereignis bliebe. Um die gymnasiale Maturität nachhaltig und kontinuierlich weiterzuentwickeln, müssten innerhalb aller gesetzlichen, reglementarischen und lehrplantechnischen Vorgaben am Schluss Entfaltungsmöglichkeiten für die einzelnen Schulen und für die adäquate und ideenreiche Umsetzung im Unterrichtszimmer bestehen.
Aleksandar Popov, Rektor
Monatsbrief Juni 2023
Der Monatsbrief Juni wird im Hinblick auf die anstehende Serenade des Fachkreises Musik vom Historiker und ehemaligen Schüler Andrea Schmid bestritten. Ich freue mich gemeinsam mit allen KZO-Angehörigen auf die spezielle Serenade 2023 und lade Sie herzlich ein, diesem kulturellen Highlight beizuwohnen.
Aleksandar Popov, Rektor
In der gegenwärtigen kulturpolitischen Entwicklung sind die Sockel alter weisser Männerdenkmäler stetiger Erosion ausgesetzt. Die Stadt Wetzikon geht in diesem Jahr in die entgegengesetzte Richtung. Vielfältig wird der 250. Geburtstag von Hans Georg Nägeli gefeiert, neben Loco Escrito wohl einer der berühmtesten Musikschaffenden der Stadt. In seiner Gesangbildungslehre von 1810 schreibt der Verleger und Chorleiter über den Musikunterricht:
«Früh übt [das Kind] auf diesem Bildungswege als Individuum seine sinnlich-geistige Thatkraft, seine Kunstkraft, lernt durch harmonisches Zusammenwirken mit andern Kindern seine Menschenkraft kennen, lernt frühzeitig so seine hohe Bestimmung ahnden. Bald wird ihm unter zweckmässiger Leitung die Singstunde unter allen Lehrstunden die liebste. Es gewinnt auch den Lehrer lieb, der es einer so köstlichen Gabe theilhaft macht.»
Es erstaunt angesichts dieses Zitates kaum, dass die Fachschaft Musik der KZO die diesjährige Serenade ganz in den Geist Hans Georg Nägelis stellt und in den Jubiläumsreigen einstimmt. Der Pfarrsohn verbrachte seine Kindheit in Wetzikon, wo seit 1755 eine der ersten säkularen Singgesellschaften probte. 17-jährig zog er nach Zürich, um eine Musikbibliothek und einen Verlag (heute Musik Hug) zu gründen. Ab 1805 war er ausschlaggebend für das Entstehen zahlreicher Chöre, allen voran seines eigenen Singinstituts, das Männer, Frauen und Kinder über Ständegrenzen hinweg singend vereinte.
Auch wenn Hans Georg Nägeli Bach, Beethoven und andere hochkarätige Komponisten verlegte, wird er dieses Jahr insbesondere als Vorreiter der singenden Volksbildung, quasi als Förderer des musizierenden Breitensports gefeiert. Wie das Zitat zeigt, schien ihm die Musik als Kunstform zentral für die Ausbildung humanistischer Individuen, andererseits erachtete er das Musizieren in der Gruppe als einzigartige Gelegenheit, sich als selbstwirksames Mitglied einer harmonisch zusammenwirkenden Gesellschaft zu erleben.
Hans Georg Nägeli ist ein Pionier der kulturellen Teilhabe, die kein passives Publikum, sondern mitverantwortliche Individuen verlangt, welche sich an kulturellen Prozessen beteiligen und so zu einer vielfältigen und kohäsiven Gesellschaft beitragen. Solche Menschen haben die Serenade 2023 gestaltet, zu der alle herzlich eingeladen sind.
Andrea Schmid unterrichtet Deutsch an der Kantonsschule Uetikon am See und ist Verfasser der Festschrift zum Jubiläum HGN250.
Monatsbrief Mai 2023
Die Schulzeit der Maturandinnen und Maturanden neigt sich dem Ende zu. Im Treppenhaus zählt der obligate Countdown die letzten Schultage rückwärts und bald steht der letzte Schultag an mit – hoffentlich gesitteten – speziellen Aktivitäten. Danach folgen die Maturitätsprüfungen, denen gelegentlich nachgesagt wird, sie hätten vor allem Ritualcharakter. Dieser Ansicht kann jedoch getrost widersprochen werden. Natürlich ist es so, dass das Bestehen in vielen Fällen bereits vor den Prüfungen mehr oder weniger gesichert ist. Natürlich ist es angezeigt, den Stellenwert von Maturitätsprüfungen zu diskutieren und eine offene Einstellung gegenüber sich verändernden Prüfungsformen zu haben. Maturitätsprüfungen sind an und für sich aber sehr wertvoll.
Das Bestehen der Maturitätsprüfungen ist nämlich ein wichtiger persönlicher Erfolg im Leben der jungen Menschen. Maturitätsprüfungen verlangen eine intensive Beschäftigung mit diversen Themen, bei der Maturandinnen und Maturanden ihr erworbenes Wissen und ihre Fähigkeiten aus dem Regelunterricht und dem Wahlkursjahr aufarbeiten, festigen, vernetzen und einbetten. Eine derartige Vielfalt und gleichzeitige punktuelle Vertiefung entstehen später im Leben nicht unbedingt nochmals.
Darüber hinaus bieten Maturitätsprüfungen die Möglichkeit, Können zu demonstrieren, und zwar in schriftlichem als auch mündlichem Prüfungssetting und basierend auf grossem Stoffumfang. Somit tragen sie nicht nur fachlich zur Studierfähigkeit bei, sondern auch im Hinblick auf andere Erfordernisse an den Hochschulen. Die Maturandinnen und Maturanden sind mit Prüfungssituationen konfrontiert, denen sie im Rahmen von Assessmentjahren und Basistests zu Beginn eines Studiums mit grosser Wahrscheinlichkeit begegnen werden. Die Maturitätsprüfungen stellen somit eine wichtige und bereichernde Erfahrung dar, die im besten Fall im Umgang mit Stressfaktoren und hohen Belastungslevels hilft, sodass später auch auf Hochschulstufe in entscheidenden Momenten die Leistung abgerufen werden kann, zu der man tatsächlich fähig ist.
Ich wünsche unseren Maturandinnen und Maturanden bei den anstehenden Prüfungen viel Erfolg!
Aleksandar Popov, Rektor
Monatsbrief April 2023
Wir wurden in letzter Zeit als Schule mit herausragenden Leistungen verwöhnt. Im laufenden Jahr wurden zahlreiche sehr gute Maturitätsarbeiten zur Auszeichnung vorgeschlagen und die besten davon prämiert. Die Jury tat sich schwer mit ihrer Entscheidung und prämierte am Schluss sogar mehr Maturitätsarbeiten als vorgesehen. Im März fand kzo.solistisch statt. Es brillierten neun Schülerinnen und Schüler musikalisch auf der Aulabühne, indem sie sehr anspruchsvolle Stücke gekonnt zum Besten gaben. Zu guter Letzt gewann die Eishockeyauswahl der KZO die Schweizer Mittelschulmeisterschaft und bezwang dabei auf ihrem Weg zum Titel vermeintlich übermächtige Gegner.
All diese Leistungen verdienen grossen Respekt, bewegten sie sich doch deutlich über dem Niveau, das vernünftigerweise von unseren Schülerinnen und Schülern erwartet werden kann. Zum Glück haben wir an der KZO ein gesundes und entspanntes Verhältnis zu grossartigen Leistungen, seien sie intellektuell, kulturell oder sportlich. Während und im Nachgang zu den oben erwähnten Anlässen durfte ich deshalb sehr viel ehrliche und aufrichtige Freude über die Leistung anderer beobachten.
Dies ist nicht selbstverständlich. Herausragende Leistungen werden heute nämlich mancherorts etwas skeptisch gesehen. Dabei steht der Vorwurf des Elitären im Raum, der etwa so lautet: Herausragende Leistungen schmälern Leistungen, die eben nicht herausragend sind, und gefährden somit die Inklusion und das Wohlbefinden anderer. Das kann man zwar so sehen, eine solche Haltung ist jedoch kurzsichtig und missgünstig. In entscheidenden Momenten über sich hinauswachsen zu können, ist eine bemerkenswerte Eigenschaft, die später hoffentlich der Allgemeinheit zugutekommt. Begabtenförderung darf auch am Gymnasium betrieben werden. Talent, Durchhaltevermögen und Engagement sollen gezeigt, anerkannt und gefeiert werden, und zwar in einer Art, die durchaus Inspiration und Ansporn, aber keinen Druck auf die Allgemeinheit auslöst. Dadurch können Schulen eine positive und motivierende Umgebung schaffen, die das Selbstbewusstsein und den Gemeinschaftssinn der Schülerinnen und Schüler stärkt.
Aleksandar Popov, Rektor
Monatsbrief März 2023
Im Zusammenhang mit dem Projekt der Weiterentwicklung der gymnasialen Maturität (WEGM) wird dem Bereich politische Bildung aller Voraussicht nach mehr Gewicht beigemessen. Die Frage der ideologischen Ausrichtung von Schulen wird dann wahrscheinlich vermehrt ins Zentrum rücken. Sie ist allerdings bereits heute nicht unumstritten.
Die Erwartungen, die zurecht an die öffentlichen Schulen gerichtet sind, beinhalten Unparteilichkeit und Ausgewogenheit. Es darf keine Indoktrination betrieben werden und verschiedene Haltungen und Ansichten sollen repräsentiert werden. Das ist richtig so. Da Dissens in Wissenschaft und Politik selbstverständlich ist, sollen kontroverse Positionen auch gezeigt und Streitpunkte herausgearbeitet werden. Wenn unterschiedliche Standpunkte unter den Tisch fallen und Alternativen unerörtert bleiben, ist der Weg zur Indoktrination und Einseitigkeit nämlich bereits beschritten.
So weit so gut. Die Umsetzung wirft aber öfters Fragen auf. Deshalb sollten wir Folgendes beachten und beherzigen. Erstens ist es wichtig zu definieren, wo die Grenzen der demokratischen Auseinandersetzung liegen. Die Offenheit für verschiedene Sichtweisen bedeutet nicht, dass das Feld grenzenlos geöffnet wird und extremistische Standpunkte überhaupt oder gleichberechtigt dargestellt werden. Zweitens dürfen wir eingestehen, dass eine völlig unparteiische Darstellung nicht einfach zu gewährleisten ist. Wer sich mit kontroversen Themen beschäftigt, ist in politische, soziale und normierende Diskurse eingebunden, die Wahrnehmung, Denk- und Handlungsweisen beeinflussen können. Wir sollten uns dieser Einbindung bewusst sein und eine kritisch-reflexive Position beziehen, die uns transparent und somit kritisch hinterfragbar macht. Last but not least sind wir der Wissenschaftlichkeit verpflichtet.
Politische Bildung soll an Gewicht gewinnen und dabei helfen, Selbstbestimmung zu stärken, sich eine eigene Meinung bilden und nach Konsens und Kompromissen suchen zu können. Sie soll sich mit gegenwärtigen Krisen befassen, Machtkritik einüben und die eigene Eingebundenheit in gesellschaftliche Diskurse hinterfragen, ohne in ideologische Grabenkämpfe zu verfallen. Gleichzeitig müssen wir eine gesunde Streitkultur entwickeln und Meinungen aushalten können, die von der eigenen abweichen.
Aleksandar Popov, Rektor
Monatsbrief Februar 2023
Derzeit wird viel über die Auswirkungen der künstlichen Intelligenz auf die Bildung und die Bildungseinrichtungen geschrieben.
Dieser Satz liest sich vielleicht etwas seltsam. Er wurde von einem Textgenerator auf Deutsch produziert, dann ins Englische übersetzt und anschliessend wieder ins Deutsche übertragen. Die Software scheint eine Vorliebe für bestimmte Artikel zu haben. Ansonsten kann man nicht viel daran aussetzen. Einst waren solche Hin- und Herübersetzungen eine unerschöpfliche Quelle der Belustigung. Dank ‘Deep Learning’, dem Training von Systemen wie DeepL oder ChatGPT, gehören schlechte computergesteuerte Übersetzungen mittlerweile der Vergangenheit an. Auch schlechte computergenerierte Texte wird es bald nicht mehr geben.
Die neuen Technologien haben Textproduktion und Übersetzung bereits auf den Kopf gestellt. Zahlreiche Unternehmen und textproduzierende Menschen verlassen sich schon seit Jahren stillschweigend, und manchmal schuldbewusst, auf Software. Diese wird mittlerweile nicht mehr als Krücke, sondern als Mittel zur Senkung von Kosten und Durchlaufzeiten genutzt. Am Schluss verfeinert ein Mensch den Text und achtet darauf, dass sprachliche und inhaltliche Ausrutscher vermieden werden. Der Editor einer Maschine zu sein, mag deprimierend klingen. Dies kann jedoch auch andersherum gesehen werden. Wenn man der Maschine einfachere Aufgaben überlässt, hat man mehr Zeit, sich auf seine sprachlichen und fachlichen Kenntnisse zu konzentrieren und intellektuell herausforderndere und befriedigendere Probleme zu lösen.
Was bedeutet all dies für Bildungsinstitutionen? Sie tun gut daran, nicht in Panik zu verfallen und künstliche Intelligenz und die Auseinandersetzung damit nicht primär als eine Bedrohung und einen Kampf gegen eine eindringende Maschine in der Art von ‘Terminator’ zu verstehen. Vielmehr sollte es um vier Aspekte gehen: Erstens müssen sowohl Lehrpersonen als auch Schülerinnen und Schüler zumindest ansatzweise wissen, wie textproduzierende Maschinen funktionieren. Zweitens sollten alle Beteiligten lernen, wie sie sich künstliche Intelligenz zunutze machen können, sei es im Rahmen der Vorbereitung und Durchführung von Unterricht oder der Wissenserarbeitung und -verarbeitung. Drittens müssen Fragen der Bewertung geklärt werden. Maschinelles Ghostwriting in Texten aufzuspüren und nachzuweisen wird zunehmend schwieriger sein und ist der falsche Ansatz. Individualisierte Problemstellungen und Materialien sowie mündliche Bewertungen sind erfolgversprechender. Viertens müssen wir entscheiden, über welche Kenntnisse und Fähigkeiten, die von Maschinen geleistet werden könnten, unsere Schülerinnen und Schüler trotzdem weiterhin verfügen müssen.
Aleksandar Popov, Rektor
Monatsbrief Januar 2022
Der Jahresbeginn hat für den Maturjahrgang eine besondere Bedeutung. Das Ende der Gymnasialzeit zeichnet sich am Horizont ab und die letzten Monate an der KZO vergehen jeweils im Flug. Ich wünsche den diesjährigen Maturandinnen und Maturanden bereits an dieser Stelle einen erfolgreichen Schlussspurt bis zu den Maturitätsprüfungen, die im Sommer anstehen.
Diese Prüfungen sind im Rahmen des Projekts ‘Weiterentwicklung der gymnasialen Maturität’ (WEGM) in letzter Zeit vermehrt medial diskutiert worden. Die Vernehmlassung für die Revision des Anerkennungsreglements (MAR) und der Anerkennungsverordnung (MAV) durch Bund und EDK ging 2022 über die Bühne. Derzeit werden die Vernehmlassungsantworten ausgewertet. Die finalisierten Reglemente und Verordnungen werden voraussichtlich im Frühsommer 2023 verabschiedet (https://matu2023.ch/de/). Einige der angedachten Neuerungen betreffen die Bestehensnormen bei den Maturitätsprüfungen, wo eine Verschärfung zur Debatte steht. Sie soll dazu dienen, das Gewicht zusätzlicher Erfahrungsnoten neuer Grundlagenfächer auszugleichen. Die Verschärfung soll zudem verhindern, dass bei der Vorbereitung auf die Maturitätsprüfungen einzelne Fächer vernachlässigt werden können.
Eine Erhöhung der Hürden bei den Maturitätsprüfungen kann aber zurecht auch sehr kritisch gesehen werden, und zwar aus mehreren Gründen: Die Tagesform der Maturandinnen und Maturanden bekäme eine entscheidendere Bedeutung. Die Resultate würden dadurch zufälliger, was wiederum den Leistungsdruck verstärken würde. Darüber hinaus wird die Anerkennung eines Faches oder der Maturitätsprüfung nicht durch grössere Belastung und das Schüren von Ängsten bei den Abschlussprüfungen erhöht, sondern durch nachhaltigen und anspruchsvollen Unterricht sowie angemessene Prüfungen in den Jahren zuvor. So können junge Menschen, für die das Gymnasium nicht der richtige Weg ist, sich früher umorientieren. Das Ende einer sechs- oder vierjährigen Gymnasialzeit ist der falsche Zeitpunkt für scharfe Selektionskriterien.
Alles in allem ist die Wirksamkeit der vorgeschlagenen Verschärfung fraglich und die bestehenden Regelungen gefährden das Ziel von WEGM – Sicherstellung der Qualität der gymnasialen Maturität auf lange Sicht und prüfungsfreier Zugang zu den Hochschulen – nicht. Deshalb darf bei den Bestehensnormen der Maturitätsprüfungen durchaus alles beim Alten belassen werden.
Aleksandar Popov, Rektor
Monatsbrief Dezember 2022
Der Jahresausklang ist an der KZO jeweils reichhaltig: Dank dem Engagement zahlreicher Lehrpersonen, Schülerinnen und Schüler bereichern musikalische, soziale und karitative Aktivitäten den Advent an unserer Schule.
Bereits im Vormonat kamen die Adventskalender 3.0 in den Verkauf. Im dritten Jahr in Folge haben Schülerinnen und Schüler gemeinsam mit ihren Lehrpersonen im Rahmen des UNESCO-Freifachs ‘Politik über Mittag’ unter der Leitung von Jenny Bopp, Karin Nenning und Sabina Zimmermann zwei Adventskalender entworfen und produziert. Der Erlös aus dem Verkauf geht an die Organisation ‘Syrian Refugee Crisis’. Unser grosser Dank geht auch an die Elternvereinigung der KZO, die dieses Projekt grosszügig unterstützt hat.
In der zweiten Dezemberwoche werden sich die 5. Klassen am KZO-Menschrechtstag (7.12.) mit dem Thema ‘(Anti-)Rassismus’ auseinandersetzen. Die Geschichtslehrpersonen Justine Burkhalter und Andreas Fannin haben ein bemerkenswertes Programm zusammengestellt. In derselben Woche (6.12. – 8.12.) organisiert die Mediothek einen grossen Medienverkauf, dessen Erlös dem UNESCO-Freifach ‘Deutsch für Alle’ zugutekommt.
Schliesslich stehen im Dezember eine Vielfalt musikalischer Highlights auf dem Programm. Im Zeitraum 5.12. – 23.12. finden in der 10 Uhr-Pause täglich Pausenkonzerte statt. Dabei geben diverse Formationen klassische Musik, Chorgesänge oder rockige Töne zum Besten. Am 5.12. findet ein Kammermusikkonzert der Klasse M5 statt, und am 20.12. kann im Singsaal das KZO-Mittagskonzert miterlebt werden. Karin Binder bzw. Dorothea Frey zeichnen sich für die Organisation dieser Anlässe verantwortlich. In der letzten Lektion dieses Kalenderjahrs steht schliesslich in der Aula das traditionelle Christmas Carol Singing an. Der Anlass wird vom Englischlehrer Daniel Cojocaru und der Gesangslehrerin Barbara Stucky organisiert. Die Klassen haben die Carols im Vorfeld in einigen Englischlektionen einstudiert, und ein Chor bestehend aus Lehrpersonen sowie Schülerinnen und Schülern wird alle in der Aula Anwesenden beim Singen anleiten.
Ich bin sehr froh um diese Anlässe. Die meisten sind aus einer Zusammenarbeit zwischen Schülerinnen, Schülern und Lehrpersonen entstanden. Dies trägt zur Identität und Beziehung an der KZO bei. Es ist alles andere als selbstverständlich, dass in einer ohnehin geschäftigen Jahreszeit derart viel auf die Beine gestellt wird. Ich bedanke mich deshalb herzlich bei allen Beteiligten, auch den nicht namentlich erwähnten, und wünsche uns allen eine schöne Adventszeit!
Aleksandar Popov, Rektor
Monatsbrief November 2022
Was haben folgende bekannte Werke der englischen Literatur gemeinsam: Harry Potter, Of Mice and Men, The Catcher in the Rye, The Adventures of Huckleberry Finn, The Handmaid's Tale? Es handelt sich um Bücher, die aus amerikanischen Schulbibliotheken verbannt wurden. Gemäss Berichten der American Library Association (ALA) und PEN America, einer gemeinnützigen Organisation, die sich für die freie Meinungsäusserung in der Literatur einsetzt, wurden in den USA im vergangenen Schuljahr landesweit an mehr als 5000 Schulen über 1600 Buchtitel aus den Regalen von Schulbibliotheken und Klassenzimmern entfernt[1]. Der Trend ist zunehmend und es gibt immer mehr koordinierte und politisierte Bemühungen dieser Art, auch in anderen Teilen der Welt. Diese zensorische Bewegung kann öffentliche Schulen in politische Schlachtfelder verwandeln und Keile in Gemeinschaften treiben.
Die Buchverbote zielen oft auf Titel ab, die Themen wie Ausgrenzung, Sexualität, Selbstfindung und Gewalt behandeln. Dabei wird argumentiert, dass die Inhalte bei jungen Menschen Schaden anrichten könnten. Die Betroffenen sind da allerdings zunehmend anderer Meinung. Es sind Gegenbewegungen entstanden: Jugendliche wehren sich, indem sie Proteste organisieren und ihre eigenen Räume schaffen, um in sogenannten ‚Banned Book Clubs‘ verbotene Bücher zu lesen und zu diskutieren. Der Protest geht über die Schulen hinaus: Bibliotheken und Buchhandlungen wehren sich mit eigenen Buchklubs gegen Verbote und bieten kostenlosen Zugang zu E-Books und Hörbüchern an. Autorinnen/Autoren verbotener Bücher moderieren online kostenlos Diskussionen ihrer Werke.
Diese Gegenbewegung ist erfreulich. Selbstverständlich müssen Schulen und Lehrpersonen abwägen, welche Themen zu welchem Zeitpunkt adressatengerecht sind. Selbstverständlich könnten aus Schulen verbannte Bücher durchaus im Privaten gelesen werden. Das Lesen und Diskutieren in Gruppen bietet allerdings einen besseren Rahmen als private Lektüre. Junge Menschen lernen dabei, sich in schwierigen Gesprächen zurechtzufinden. Der moderierte Austausch über heikle Themen und verschiedene Sichtweisen hilft, Verständnis und Empathie zu entwickeln. Junge Menschen von unbequemen Themen abzuschirmen, erhöht das Unbehagen und die Angst vor diesen Themen und ist der Erhaltung und Stärkung einer integrativen und toleranten Gesellschaft nicht förderlich.
Aleksandar Popov, Rektor
PS: Auf der Webseite Die Zürcher Mittelschulen findet sich ein Bericht über die Studienwoche der Klasse U1b, der einen schönen Einblick bietet (https://www.diezuerchermittelschulen.ch/blitzlichter/studienwoche-die-u1b-macht-sich-auf-den-weg). Unser herzlicher Dank für den Text und die Bilder geht an die Klassenlehrperson Marion Brändle!
[1] https://uniteagainstbookbans.org/, https://pen.org/report/banned-usa-growing-movement-to-censor-books-in-schools/
Monatsbrief Oktober 2022
In der letzten Woche vor den Herbstferien findet jeweils die Studienwoche der KZO statt. Die Schülerinnen und Schüler der fünften Klassen verbringen die Studienwoche nicht im Klassenverband, sondern sind einzeln unterwegs und bereits eine Woche zuvor abgereist, um den 14-tägigen sogenannten Stage – einen Arbeitsaufenthalt in der französischsprachigen Schweiz – zu absolvieren. Dabei erfolgt eine Immersion in die französische Sprache und die frankophone Kultur der Westschweiz. Der Stage ist eine fruchtbare, anregende und zuweilen anspruchsvolle Erfahrung und er trägt zur gegenseitigen Verständigung der verschiedenen Landesteile bei. Darüber hinaus ist es so, dass solide Kenntnisse einer zweiten Landessprache auf dem Schweizer Arbeitsmarkt nach wie vor von Bedeutung sind.
Die vielfältigen und spannenden Wochenprogramme für die übrigen Jahrgänge wurden dadurch ermöglicht, dass die leitenden Lehrpersonen im Vorfeld rekognosziert, viel geplant und Unterkünfte, Transporte, Führungen etc. organisiert haben. Die Schülerinnen und Schüler der Maturklassen verbringen klassenübergreifend eine themenbasierte Projektwoche in Europa, z.B. in Albanien oder Slowenien, um diese für viele noch relativ unbekannten Länder zu erkunden, in Marseille auf den Spuren verschiedenster kultureller Einflüsse, an der französischen Atlantikküste, um sich dem Phänomen des Wellenreitens anzunähern, oder unter kundiger Leitung auf dem Fahrrad in der Provence. Die zweiten und vierten Klassen verbringen eine Woche extern in der Schweiz oder im nahen Ausland, während unsere ersten und dritten Klasse unter Leitung ihrer Klassenlehrpersonen mehrheitlich an der KZO arbeiten und dazwischen eine ein- oder zweitägige Exkursion durchführen.
Was all diese Aktivitäten gemeinsam haben, ist, dass sie neue Welten erschliessen, interessante Begegnungen und Erlebnisse ausserhalb des Schulumfelds ermöglichen und den Kitt einer Gruppengemeinschaft stärken. Es ist kein Zufall, dass ehemalige Schülerinnen und Schüler oft in diesen Erinnerungen schwelgen, wenn sie sich wiedersehen.
Ich wünsche allen Beteiligten eine erlebnis- und lehrreiche Studienwoche!
Aleksandar Popov, Rektor
PS: Ein Teil der Klasse M4 hat unter Leitung ihrer Lehrperson für Bildnerisches Gestalten Miriam Strauss eine Skulptur im Museum Wetzikon gestaltet und nimmt damit am Kunstlokalfestival teil (https://www.kunstlokal-festival.ch/kuenstler-innen). Wir gratulieren herzlich!
Monatsbrief August/September
Die Schulleitung ist froh um den Kontakt zur Elternvereinigung der KZO und schätzt den Austausch mit dem Vorstand. Der erste Monatsbrief im neuen Schuljahr ist deshalb der Elternvereinigung gewidmet und von ihrem Präsidenten verfasst worden.
Ich wünsche uns allen einen guten Start ins neue Schuljahr!
Aleksandar Popov, Rektor
Von der Anziehungskraft der Kuscheldecke
Wann haben Sie das letzte Mal Ihre Komfortzone verlassen und etwas gemacht oder erlebt, das die übliche Routine sprengt? Für die eben neu in die KZO eingetretenen Schülerinnen und Schüler ist diese Frage schnell beantwortet, mit dem Semesterstart gilt es eine neue Klasse, neue Lehrer*innen und ein neues Schulhaus kennenzulernen mit dem Ziel das Probezeitsemester erfolgreich zu überstehen.
Dieser Schulstart an der KZO zählt zu den Veränderungen, welche der Lebenslauf vorgibt: Wäre der Start nicht an der KZO, wäre er anderswo, in einer anderen Schule oder in einer Berufslehre – die Zeit an der Primar- oder Sekundarschule kommt zwangsläufig zu einem Ende. Dementsprechend konzentriert sich die Vorbereitung auf diese Veränderung auf die Fragen wie «Was möchte ich nach der Schule tun?» oder «Wie werde ich den Start am neuen Ort meistern?».
Anders sieht es mit Veränderungen aus, welche wir selbst herbeiführen können. Hier sieht die Fragestellung anders aus, die Frage nach dem Nutzen, dem Gewinn, der Veränderung steht im Vordergrund: Weshalb soll ich etwas an meinem bisherigen Leben ändern, wenn es sich nicht lohnt oder gar mit Risiken behaftet ist? Zu schnell wird diese Fragestellung, seien wir da alle aufrichtig, mit einem «Nein, lohnt sich nicht» beantwortet, bevor wir uns in unserer Komfortzone weiter einkuscheln.
Der Einstieg in eine ehrenamtliche Tätigkeit gehört leider in die Kategorie der schnell mit als «lohnt sich nicht für mich» beantworteten Veränderungen: Das eben im Goms durchgeführte Pfadi Bundeslager hatte grosse Schwierigkeiten, genügend Helfer*innen für die zahlreichen Ressorts zu finden, ähnlich ging es dieses Jahr verschiedenen OKs von Open-Air-Konzerten.
Was für diese grossen Organisationen der Fall ist, gilt auch für die kleinen Vereine im Umfeld der KZO: Sowohl die SO wie auch die Elternvereinigung haben zunehmend Mühe, Menschen für die Vereinsarbeit zu gewinnen, die Anziehungskraft der individuellen Komfortzone ist oft stärker als die Neugierde und Lust auf die Mitarbeit in einem Vereinsvorstand. Das ist sehr schade, denn in den über fünf Jahren im Vorstand der Elternvereinigung KZO habe ich erlebt, dass ein Ausbruch aus der bequemen Kuschelecke sehr interessante und spannende Begegnungen, Gespräche und Erfahrungen mit sich bringen kann. Probieren Sie einen Ausbruch aus Ihrer Komfortzone doch auch mal aus, es lohnt sich!
Christian Kuster
Präsident Elternvereinigung KZO
Links:
- SO: https://www.sorg.kzo.ch/
- Elternvereinigung: https://www.ev-kzo.ch/
Monatsbrief Juli/August 2022
Feuerlöschschaum entzieht Flammen den Sauerstoff. Das Überstrapazieren gewisser Begriffe, z.B. "Innovation", "Kooperation", "Flexibilität" und "Nachhaltigkeit", kann die gleiche dämpfende Wirkung haben. Sie finden sich auf den Websites von Beratern, in CVs und Motivationsschreiben sowie im Jargon von Bildungsexperten. Die Begriffe sind so wohltuend, dass sie leider fast schon fruchtlos geworden sind. Wenn sie zu oft im Zusammenhang mit Bildungsreformen fallen, ist dies besonders unglücklich.
Die Begriffe sind nicht zuletzt so allgegenwärtig, weil es schwierig ist, gegen sie zu argumentieren. Wer möchte schon für Vereinzelung anstatt Zusammenarbeit plädieren? Welche Führungskraft sehnt sich insgeheim danach, Chief Stagnation Officer zu sein? So wie der Philosoph Karl Popper die Falsifizierbarkeit zu einem Test dafür machte, ob eine Theorie als wissenschaftlich bezeichnet werden kann, ist die Antonymie ein gutes Mittel, um herauszufinden, welchen Wert eine Idee hat: Falls das Gegenteil eines Begriffs nicht sehr aussagekräftig ist, ist der Begriff in einem bestimmten Kontext allenfalls zu schwammig.
Schwammigkeit kann problematisch sein. Ein Wort wie "Nachhaltigkeit" ist derart unscharf, dass Effekthascherei und Greenwashing Tür und Tor geöffnet wird. Schwammigkeit erstickt auch die Debatte darüber, ob man zu viel des Guten haben kann. Natürlich ist Innovation zu begrüssen. Zu viel Innovation kann aber auch abschreckend wirken und anstrengend sein. Forscher des Massachusetts Institute of Technology (MIT) stellten im Rahmen einer Untersuchung fest, dass Angestellte eher Firmen verlassen, die ein hohes Mass an Innovation aufweisen. Die Autoren stellen die Hypothese auf, dass der hohe Druck und das hohe Mass an geforderter Flexibilität, die für innovative Kulturen typisch sind, zu einer höheren Personalfluktuation führen können. Natürlich ist auch gelebte Zusammenarbeit zu begrüssen. Sie kann wunderbar sein: Grenzen werden aufgelöst, Fachwissen und Ideen fliessen. Aber Zusammenarbeit kann auch ins Uferlose führen. Wenn zu viele Personen an jedem E-Mail-Thread und jeder Besprechung teilnehmen, kann dies die Entscheidungsfindung lähmen.
Selbstverständlich sind die eingangs erwähnten Eigenschaften nach wie vor Qualitäten, die angestrebt werden sollten. Damit sie sich entfalten können, sollten sie aber mit Bedacht verwendet und für wirklich zukunftsweisende Massnahmen aufgespart werden. Andernfalls drohen die guten Ansätze der anstehenden Bildungsreformen erstickt zu werden.
Aleksandar Popov, Rektor
PS: Die Kurzgeschichte «Genie in a PET-Bottle» unseres Webredaktors und Englischlehrers Daniel Cojocaru ist in eine Anthologie aufgenommen worden. Sie erscheint diesen Sommer zuerst als E-Book und anschliessend als Paperback (Rew, Juliana, Ed. After the Gold Rush. Third Flatiron Anthologies Book 31. English Edition eBook, 2022). Wir gratulieren herzlich!
Monatsbrief Juni 2022
Im Rahmen des Projekts ‘Weiterentwicklung der gymnasialen Maturität’ (WEGM) hat der Bundesrat am 18. Mai 2022 die Vernehmlassung zur Revision des Maturitätsaner-kennungsreglements (MAR) und der Maturitätsanerkennungsverordnung (MAV) eröffnet. Die Vernehmlassung dauert bis am 30.9.2022. Die revidierten Texte werden anschliessend als Basis für die Revision des Rahmenlehrplans fungieren. Diese ist für die zweite Jahreshälfte 2023 vorgesehen.
Die revidierten Bestimmungen stellen keinen grossen Wurf dar, sondern scheinen vielmehr das Resultat vieler Kompromisse zu sein. Einige der angedachten Neuerungen werden allerdings zu reden geben und knifflige Fragen aufwerfen, unter anderem folgende:
- Gegen Chancengerechtigkeit ist bestimmt niemand, aber was muss man sich genau unter ‘geeignete Massnahmen zur Sicherstellung der Chancengerechtigkeit…während des Maturitätslehrgangs' vorstellen? (Art. 6)
- Ein Maturitätszeugnis könnte in Zukunft aus 15 anstelle der heutigen 13 Noten bestehen. Wie sinnvoll ist eine Aufteilung der Schulzeit auf zusätzliche maturrelevante Fächer? (Art 13)
- Wie vergleichbar wären die Abschlüsse und welche Bedeutung haben Schwerpunktfächer, wenn die Angebotspalette neu bis zu 13 Schwerpunktfächer umfasst? (Art. 14)
- Wie würde überprüft, ob ‘die Schülerinnen und Schüler die basalen fachlichen Kompetenzen in der Unterrichtssprache und in Mathematik erworben haben, bevor sie die Maturitätsprüfungen ablegen’? Was geschähe, wenn jemand die basalen fachlichen Kompetenzen vor den Maturitätsprüfungen nicht erwürbe? (Art 21)
- ‘Interdisziplinäres Arbeiten macht mindestens drei Prozent der gesamten Unterrichtszeit aus.’ Dies ist in den meisten Schulen bereits heute der Fall. Dieser Artikel verhindert nichts, erzwingt nichts, ermöglicht einiges. Wird an dieser Stelle allenfalls eine Chance verpasst, um wesentlich mehr zu erreichen? (Art. 22)
- Es ist bestimmt sinnvoll, dass sich ‘jede Schülerin und jeder Schüler in angemessener Form und Zeit für das Gemeinwohl einsetzt.’ Aber ist dies eine Aufgabe des Gymnasiums? (Art. 25)
- Soll der Erwerb des Maturitätszeugnisses bei der letzten Hürde am Schluss der Gymnasialzeit erschwert werden, indem im Vergleich zu heute mehr Prüfungen abgelegt werden müssen und die Prüfungen stärker gewichtet werden? (Art. 26 und 28)
Sie finden Informationen und relevante Dokumente zu WEGM auf matu2023.ch.
Aleksandar Popov, Rektor
Monatsbrief Mai 2022
Im November 2021 fand die HSGYM-Herbsttagung an der KZO statt. Sie stand unter dem Motto ‘Alles anders?’. Es wurde im Plenum und in Barcamps diskutiert; im Zentrum standen Themen wie Digitalisierung und neue Unterrichtsformate, Fächer- und Wissenskanon, Interdisziplinarität, Citoyenneté, Chancengerechtigkeit, Nachhaltigkeit, Schule/Universität der Zukunft und aktuelle Reformprojekte. Im Nachgang zur Tagung ist eine Online-Publikation mit sehr lesenswerten Beiträgen entstanden (www.hsgymallesanders.ch). Hier einige meiner Gedanken zum Thema:
Alles anders? Durchaus. Die Welt verändert sich im Einklang mit gesellschaftlichen und technologischen Entwicklungen. Dies wiederum hat Auswirkungen auf den Bildungsbereich. Damit die Bildungsstätten sich richtig auf ihr Publikum einlassen können, müssen wir uns arrangieren mit den jüngsten Veränderungen und den massgeblichen Faktoren, die sich auf das Lernen auswirken.
Alles anders und zukunftstauglich? Hoffentlich. Kritisches Denken, Problemlösung und Kreativität werden in Zukunft zu den wichtigsten Fähigkeiten in der Ausbildung, am Arbeitsplatz und in der Gesellschaft schlechthin zählen. Angesichts einer Welt, in der Ereignisse wie Pandemien, Klimawandel, politische und soziale Polarisierung häufiger zu erwarten sind, wird es Menschen brauchen, die kreative Lösungen finden und wissen, wie man schwierige Entscheidungen trifft. In den Bestrebungen, die künftigen Generationen auf ihre Aufgaben vorzubereiten, müssen wir ihnen helfen, diese Fähigkeiten zu entwickeln und auszubauen.
Hierfür wird es notwendig sein, in der Bildung umzudenken, neu zu verdrahten, neu zu konzipieren. Eine Modernisierung und Feinabstimmung des derzeitigen Systems werden wahrscheinlich nicht reichen, um den künftigen Bedürfnissen gerecht zu werden. Die Entwicklung muss darüber hinausgehen. Ansonsten bleiben wir bei mehrheitlich standardisierten Inhalten und Räumlichkeiten und einer zunehmend präsenten digitalen Technologie stehen, die allerdings in erster Linie als Bereitstellungsmethode bestehender Inhalte und Pädagogik verwendet wird. Vielmehr werden im Bildungswesen neue Ansätze erforderlich sein. Das Nachdenken darüber erfordert Fantasie sowie Sorgfalt und Stringenz. Es bedeutet auch, dass unter anderem folgende Spannungen und Dilemmata gelöst werden müssen: Wie bringen wir neue Ziele und neues Potenzial mit alten Strukturen und bestehenden Kapazitäten in Einklang, ohne Betriebsstörungen auszulösen? Wie fördern wir Innovationen und erkennen gleichzeitig den konservativen Charakter des Bildungswesens an? Wie können wir Räume, Zeit und Technologien neu konfigurieren und organisieren, um lernförderliche Umgebungen zu schaffen? Wer ist für die schwächeren Mitglieder unserer Gesellschaft verantwortlich?
Aleksandar Popov, Rektor
Monatsbrief April 2022
Die Frage, inwieweit intellektuelle Fähigkeiten fixiert sind oder entwickelt werden können, beschäftigt die Lehrforschung seit langem. Dass ein ‘growth mindset’, d.h der Glaube an die eigene intellektuelle Entwicklungsfähigkeit, einen positiven Effekt auf schulische Leistung hat, scheint mittlerweile unbestritten. Eine wichtige Folgefrage lautet: Wie wichtig ist die Unterstützung der Lehrkräfte bzw. können Schülerinnen/Schüler dieses Wachstumsdenken in praktisch jeder Klassenkultur selbständig umsetzen?
In einer interessanten neuen Studie ist die Hypothese des ‘growth mindset plus supporting context’ gestützt worden[1]. Sie besagt, dass der Glaube an die eigene intellektuelle Entwicklungsfähigkeit gepaart mit Unterstützung seitens der Lehrperson zu markant grösseren Lernfortschritten bei Schülerinnen/Schülern führt. Die Studienergebnisse bestätigen die Hypohese anhand von Leistungen in Mathematik von Neuntklässlerinnen/Neuntklässlern. Erfreulicherweise ist der Effekt bei eher schwächeren Schülerinnen/Schülern besonders stark. Die Leistungen der Studienteilnehmenden, deren Lehrpersonen einen betont individuell unterstützenden Stil pflegten, verbesserten sich signifikant im Vergleich zu Kontrollgruppen, in welchen bewusst weniger Wert auf einen solchen Stil gelegt worden war. Schülerinnen/Schüler, die ermutigt und unterstützt wurden, Herausforderungen und Fehler als Lernchancen und nicht als Indikatoren für mangelnde Fähigkeiten oder Intelligenz zu sehen, blühten auf. In der Studie wird der Vergleich mit Keimlingen herangezogen, in denen das Potenzial zu wachsen grundsätzlich angelegt ist, die aber nur dann wirklich Wurzeln schlagen und gedeihen können, wenn die Qualität des umgebenden Bodens fruchtbar und fördernd ist.
Das sind nicht unbedingt revolutionäre Erkenntnisse. Falls vorhanden, sollte aber die Haltung, dass jemandem ein bestimmtes Fach einfach nicht liegt und daran nichts zu ändern ist, gründlich überdacht werden. Darüber hinaus ist es erfreulich, bestätigt und belegt zu sehen, dass die Überzeugungen und die Einstellung von Schülerinnen/Schülern und Lehrpersonen Auswirkungen auf den Lernerfolg haben.
Aleksandar Popov, Rektor
PS: Bei den grossartigen Chorkonzerten vom 19.3.2022 (Ref. Kirche Hinwil) und 20.3.2022 (Ref. Kirche Gossau) sind im Rahmen der Kollekte CHF 8640.- gesammelt worden. Wir bedanken uns herzlich bei der KZO-Gemeinschaft für die grosszügigen Spenden und werden sie vollumfänglich dem HEKS zukommen lassen.
[1] Yeager, David et al. 2021. “Teacher Mindsets Help Explain Where a Growth-Mindset Intervention Does and Doesn’t Work.” Psychological Science. DOI: 10.1177/09567976211028984.
Monatsbrief März 2022
Es ist noch verfrüht, ‘Ciao Corona’ zu verkünden, aber nach fast zwei Jahren Pandemie ist im Schulleben wieder mehr möglich. Darüber freuen wir uns. Die verschobene Volleynight der Schüler*innenorganisation kann stattfinden. Dasselbe gilt für weitere Veranstaltungen, unter anderem die Elternabende der 1. und 3. Klassen, die nun im üblichen Rahmen durchgeführt werden können, sowie das Chorprojekt, das unter schwierigen Bedingungen vorbereitet werden musste. Die Anstrengungen werden nun belohnt, und zwar mit Aufführungen am 19.3.2022 (Ref. Kirche Hinwil) und 20.3.2022 (Ref. Kirche Gossau). Ich danke Stefan Schättin, Daniel Manhart, Maya Rieger, Lucia Schneider und Julia Schwob für ihren Einsatz und die Organisation des Anlasses.
Die KZO-Gemeinschaft sitzt seit zwei Jahren im gleichen Boot. Niemand hat sich eine Pandemie gewünscht. Niemand hat Freude daran, sich einzuschränken. Das Agieren im Spannungsfeld zwischen Bund, Kanton, Amt, Schülerinnen/Schülern, Lehrpersonen und Eltern ist auch in normalen Zeiten anspruchsvoll. Es hat in den letzten beiden Jahren eine neue Dimension bekommen, da die verschiedenen Interessen und Ansichten bezüglich der Pandemie nicht immer kongruent sind. Erschwerend kommt hinzu, dass im Internet Emotionen und ideologische Verhärtungen leicht in die Tastatur fliessen. Wir bedanken uns deshalb an dieser Stelle für das Verständnis, das wir als Schulleitung in den allermeisten Fällen im Zusammenhang mit den verschiedensten Schutzmassnahmen erfahren durften.
Wir sind froh, dass wir mit Ihrer Unterstützung so weit wie möglich eine gewisse Normalität aufrechterhalten haben. Der Spielraum ist oft beschränkt, und wir sind bestrebt, ihn im Sinne unseres Kerngeschäfts – des Unterrichts – zu nutzen. Dies ist wichtig: Untersuchungen im Nachgang zur ersten Coronawelle haben nämlich gezeigt, dass Schulschliessungen schwerwiegendere Folgen haben als Präsenzunterricht mit Einschränkungen, nicht zuletzt in Bezug auf die psychische Gesundheit und die Chancengleichheit.
In diesem Sinn wünsche ich uns allen weiterhin Ausgewogenheit und Fassung im Umgang mit Einschränkungen sowie eine gute Zusammenarbeit und bin zuversichtlich, dass wir trotz der Widrigkeiten davon profitieren, gemeinsam durch eine Krise zu gehen.
Aleksandar Popov, Rektor
Monatsbrief Februar 2022
Das Schöne an grossen öffentlichen Schulen ist, dass sie viele Menschen mit unterschiedlichen Perspektiven zusammenbringen. Das stellt eine echte Chance dar, um eine fürsorgliche Sichtweise auf die Welt zu entwickeln sowie Radikalisierung und Desinformation Einhalt zu gebieten. Dafür braucht es nebst Sachkenntnis und Ausdrucksvermögen eine gute Diskussionskultur.
Ich erfahre oft, dass in den Schulzimmern rege diskutiert wird, sei es im Vorfeld von Abstimmungen und Wahlen oder wenn polarisierende Themen wie Gender, Einwanderung, Klimawandel, Umgang mit der Pandemie etc. thematisiert werden. Diskussionen in einer grossen Gruppe können spannend und anregend sein. Sie können aber auch schief gehen. Grosses Engagement seitens der Schülerinnen, Schüler und Lehrpersonen ist hilfreich und erwünscht, verletzte Gefühle und Wut sind es nicht. Bei den Diskussionen soll es nicht um das Gewinnen oder das sture Vertreten eigener Ansichten gehen, sondern darum, wie man zu einem gemeinsamen Verständnis gelangt.
Ein Nachfragen bei Lehrpersonen, Schülerinnen und Schülern zeigt Folgendes auf: Es ist wichtig zu lernen, dass man respektvoll anderer Meinung sein kann - eine etwas bedrohte Form der Kommunikation. Das Aufstellen von Grundregeln vor einer Diskussion kann dazu beitragen, dass diese zu einer produktiven Erfahrung wird. Dazu gehören: geduldig und aktiv zuhören, ohne zu unterbrechen; Ideen kritisieren, nicht Personen; hetzerische Sprache vermeiden; jedem Interessierten die Möglichkeit geben, sich zu äussern; und niemanden auffordern, für ihre/seine (vermeintliche) soziale Gruppe zu sprechen.
In einer solchen Diskussionskultur werden die Meinungen anderer angehört und nicht zum Schweigen gebracht. Wenn dies gelingt, wird angstfrei diskutiert, Argumente werden auf Augenhöhe geprüft und eine affektive Polarisierung wird vermieden. So wird auch die eigene Meinung automatisch kritisch hinterfragt. Dies ist sinnvoll, weil die Meinung anderer nämlich durchaus wahr sein und die eigene Meinung durchaus Schwächen aufweisen könnte. Es lohnt sich also, die gute Diskussionskultur weiterhin zu pflegen.
Aleksandar Popov, Rektor
Monatsbrief Januar 2022
In einer Sonderbeilage der NZZ im Dezember regten ein Bildungsökonom und eine Arbeitsmarktökonomin zwei Neuerungen an, um die Kosten des tertiären Bildungssektors im Rahmen zu halten und eine höhere Passgenauigkeit zwischen Kompetenzen und Präferenzen angehender Studierender und den Bedürfnissen des Arbeitsmarkts zu bewirken: nachgelagerte Studiengebühren und ein neues obligatorisches Fach namens ‘Studien- und Berufswahlkunde’ in der 5. Klasse des Langgymnasiums[1]. Der zweite Vorschlag würde die Gymnasien direkt betreffen. Gemäss der Autorschaft sollen in diesem neuen Fach die Anforderungen thematisiert werden, die ein erfolgreiches Absolvieren bestimmter Studiengänge ermöglichen. Diese Informationen sollen mit Standortbestimmungen und standardisierten Kompetenztests kombiniert werden, um die persönliche Eignung für Studiengänge vertieft abklären zu können. Darüber hinaus sollen Arbeitsmarktaussichten und zukünftige Lohnperspektiven vermittelt werden.
Wie sinnvoll wäre ein solches neues Fach? Wenig sinnvoll. Eignungsabklärungen werden durch die Berufsinformationszentren (biz) angeboten, und es ist unklar, wer befähigt wäre, dieses Fach zu unterrichten. Die Maturandinnen und Maturanden in Sachen Jobaussichten inklusive finanzieller Implikationen zu beraten, entspricht bis zu einem gewissen Grad einem Blick in die Kristallkugel, den wir uns nicht anmassen sollten. Gewiss, wir müssen bestrebt sein, möglichst gut beratend zur Seite zu stehen. Die Studienwahl darf nicht unbedarft geschehen und Studienabbrüche verursachen Kosten. Vermeiden lassen sie sich aber nicht. Wie geeignet Maturandinnen und Maturanden für ein bestimmtes Studium sind, lässt sich vielfach erst während des Studiums feststellen.
Die Studienwahl ist ein sehr individueller Prozess, der über einen langen Zeitraum hinweg geschieht und nicht einem neuen Fach zugeordnet werden sollte. An der KZO findet die Annäherung an den Studienwahlprozess über die letzten beiden Schuljahre verteilt statt. Sie reicht von einem ständigen Beratungsangebot sowie Klassenterminen bei der Studien- und Laufbahnberatung des biz, einer ersten Auseinandersetzung mit der Studienwahl während des Selbstlernsemesters, Besuchstagen an der ETH Zürich und der Universität Zürich bis hin zur Informationsveranstaltung ‘Uni goes KZO’, an welcher Studentinnen und Studenten unseren Maturandinnen und Maturanden Rede und Antwort stehen. Trotz all dieser Bemühungen dürfen wir das Ausmass der Planbarkeit nicht überschätzen: Präferenzen können sich ändern, neue Kompetenzen können erworben werden, persönliche Biografien können zu nichtlinearen Bildungswegen führen. Das gehört zum Werdegang junger Menschen.
Aleksandar Popov, Rektor
[1] https://www.nzz.ch/themen-dossiers/reformideen-fuer-die-schweiz/bildung-und-arbeitsmarkt-nachgelagerte-studiengebuehren-einfuehren-ld.1661925?reduced=true
Monatsbrief Dezember 2021
In Zeiten, in welchen das gesellschaftliche Leben eingeschränkt ist, tut es gut Musik zu hören, und manchmal helfen die bedeutungsschweren Songs. Im letzten Monat konnte man U2s Single One anlässlich des 30. Jahrestags ihrer Veröffentlichung öfters am Radio hören. Der Song wurde an Benefizkonzerten für Bosnien (1995), Tibet (1997) und Nelson Mandela (2003) sowie bei Live 8 (2005), für die Opfer des Hurrikans Katrina (2005) und an der Gedenkfeier für den ermordeten Pariser Lehrer Samuel Paty (2020) gespielt und passt auch in die heutige Zeit.
One ist nicht trotz, sondern gerade wegen seiner unlösbaren Zweideutigkeit so kraftvoll. Es ist ein Lied über Enttäuschung, Wut, Schuldzuweisungen und Uneinigkeit, das vor dem Hintergrund der Wiedervereinigung Deutschlands geschrieben wurde. Die rollende Schönheit der Musik bedeutet, dass sie sowohl wütend und verletzend als auch warm und heilend ist. Es ist ein schmerzhaftes Gespräch, aber zwischen wem und worüber, ist unklar. Es wurde verschiedentlich als ein Lied über eine Band in der Krise, eine scheiternde Ehe, einen Vater und seinen Sohn im Streit, ein wiedervereinigtes Land, ein geteiltes Land und einen Streit mit Gott beschrieben, und vielleicht ist es all das. Es ist flexibel genug, um immer wieder neue Resonanzen zu finden.
‘One but not the same’ – das Konzept des Einsseins ist eine unmögliche Forderung. Vielleicht funktioniert der Song, weil er eben nicht zur Einheit aufruft. Er zeigt uns, dass wir an andere gebunden sind, ob wir es wollen oder nicht. ‘We get to carry each other', heisst es. Das Tragen ist eher eine Beobachtung als eine Anweisung. Bono singt aus dem Zustand der Erschöpfung, der das Endstadium eines epischen Streits kennzeichnet, wenn so viele Anschuldigungen vorgebracht und Beschwerden geäussert wurden, dass es unmöglich ist zu sagen, ob die Teilnehmer es noch einmal versuchen, oder beschlossen haben, dass es keinen Weg zurück gibt.
Der Text enthält viel mehr als den Konflikt und den Herzschmerz, mit dem er beginnt. Es passiert eine Entwicklung. Man kann fast spüren, wie das Eis zwischen den beiden Charakteren schmilzt, während der Song fortschreitet. ‘One but not the same’ lässt Raum für viele Unterschiede. Es geht um Verzeihen, aber auch darum, dass die Dinge manchmal unversöhnlich sind und wir akzeptieren müssen, die sie nie ganz auf dieselbe Weise sehen. Und doch werden wir uns gegenseitig tragen. Darin liegt die Zuversicht.
In diesem Sinne wünsche ich eine schöne Adventszeit.
Aleksandar Popov, Rektor
PS: Unser Webredaktor und Englischlehrer Daniel Cojocaru hat eine neue Kurzgeschichte publiziert. "The Sco2rlet Letter" trägt sich in einem post-apokalyptischen Setting zu und ist hier zu finden: https://apocalypse-confidential.com/2021/11/12/the-sco2rlet-letter/. Wir gratulieren herzlich!
PPS: Am 7.12.2021 werden sich die 5. und 6. Klassen im Rahmen des Menschrechtstags an der KZO mit dem Thema ‘Zugang zu Wasser als Menschenrecht?’ befassen. Wir danken den Organisatoren Zoltàn Kaszàs und Thomas Müller.
Monatsbrief November 2021
Wenn Sie nach sprachbezogenen Fragen googeln, haben Sie wahrscheinlich schon Werbung für automatische Sprachprüfprogramme gesehen. Darin wird nicht nur die Fähigkeit angepriesen, Fehler zu korrigieren, sondern auch den Stil und den Schliff zu verbessern.
Erreichen die Programme, was sie vorgeben zu tun? Manchmal. Die Stärken von Sprachprüfprogrammen sind evident: Sie finden und korrigieren sprachliche Verstösse. Aber manchmal tun die Programme nicht, was sie sollten: Sie zeigen auch Fehler an, die keine sind, und können einen Text so eher verschlimmern als verbessern. Dieser Trend zu falsch-positiven Korrekturen ist für einigermassen geübte Schreiberlinge kein Problem; sie können unnötige Korrekturvorschläge ablehnen. Manchmal tun die Programme sogar, was sie nicht sollten: Sie übersehen Fehler. Dies ist den Betreibern bekannt. Der Geschäftsführer eines Unternehmens beschreibt sein Produkt deshalb als "Coach, nicht als Krücke" – was die Erwartungen angemessener formuliert, als es einige der Werbeanzeigen tun.
Diese Stärken und Schwächen weisen auf das Wesen der Sprache und die Besonderheit menschlicher Intelligenz hin. Künstliche Intelligenz übertrifft den Menschen bei Problemen, die mit reiner Mathematik geknackt werden können. Beeindruckend sind die Fortschritte in der Sprachtechnologie, zum Beispiel bei der Spracherkennung, bei der es um die statistische Schätzung geht, ob ein bestimmter Laut zu einer bestimmten Laut- oder Wortfolge passt. Aber die Grammatik ist die eigentliche Magie der Sprache: Sie verbindet Wörter zu Strukturen und diese Strukturen zu Sätzen, und zwar in einer Weise, die auf die Bedeutung abgestimmt ist. Und an dieser entscheidenden Schnittstelle zwischen Struktur und Bedeutung sind Maschinen dem Menschen nicht gewachsen. Computer tun sich schwer mit Sätzen, die schwierig zu analysieren sind, eben weil sie ungrammatisch sind. Um solche Texte zu korrigieren, muss man wissen, was die Autorschaft beabsichtigt hat. Menschen sind dazu in der Lage. Sie verstehen in der Regel sogar eine ziemlich verworrene Syntax, weil sie den Inhalt anderer Köpfe erraten können.
Der Einsatz von künstlicher Intelligenz wird unter anderem auch am Weiterbildungstag für die Lehrpersonen der KZO vom 1.12.2021 ein Thema sein. Wir werden uns mit Lehr- und Lernformen des 21. Jahrhunderts auseinandersetzen und freuen uns auf den Anlass.
Aleksandar Popov, Rektor
PS: In der NZZ am Sonntag vom 24.10.2021 ist ein sehr lesenswerter Text unseres Deutsch- und Geschichtslehrers Andreas Fannin erschienen. Er schreibt darin über die Relevanz von Texten und Themen im Unterricht für Jugendliche mit Migrationshintergrund. Der Text ist für Abonnentinnen/Abonnenten hier abrufbar: https://nzzas.nzz.ch/meinungen/den-schuelern-heute-kann-man-nicht-mehr-mit-der-helvetik-kommen-ld.1651796?reduced=true. Wir gratulieren herzlich!
Monatsbrief Oktober 2021
Wenn ich mit ehemaligen KZO-Schülerinnen und -Schülern über ihre Schulerinnerungen rede, figuriert ein Thema jeweils sehr hoch auf der Liste der schönen Erlebnisse, nämlich die schulischen Reisen und Exkursionen. Sie hinterlassen bleibende und prägende Eindrücke. Dies soll auch in den diesjährigen Studienwochen so sein. Sie finden unter besonderen Vorzeichen und Schutzmassnahmen statt, mit welchen sich unsere Lehrpersonen arrangiert haben.
Die ersten und dritten Klassen verbringen die Studienwoche mehrheitlich an der KZO mit ihren Klassenlehrpersonen und unternehmen eine ein- oder zweitägige Exkursion. Die zweiten und vierten Klassen absolvieren eine externe Woche in der Schweiz. Die Schülerinnen und Schüler der sechsten Klassen verbringen klassenübergreifend eine themenbasierte Studienwoche, z.B. in Italien, um Meeresbiologie zu betreiben, oder in Hochburgen der Kultur wie Wien oder Paris.
Die Schülerinnen und Schüler der fünften Klassen wiederum verbringen die Studienwoche individuell. Sie befinden sich während zweier Wochen im sogenannten ‚Stage‘ - ein Arbeitsaufenthalt in der französischsprachigen Schweiz. Dabei erfolgt ein Eintauchen in die französische Sprache und die frankophone Kultur der Westschweiz. Der Stage ist eine wertvolle und bereichernde Erfahrung, die den Schülerinnen und Schülern auch einiges an Flexibilität und Anpassungsvermögen abverlangen kann. Er ist auch eine lohnende Institution an und für sich, da er sowohl die Verbindung zwischen den Landesteilen als auch die Französischkenntnisse unserer Schülerinnen und Schüler stärkt. Gute Kenntnisse einer zweiten Landessprache werden in der Schweiz auch in Zukunft gefragt sein.
Bei den Aktivitäten während der Studienwoche geht es einerseits um Inhalte und soziale Gesichtspunkte. Es geht aber auch um die Erweiterung des Horizonts und um Lernerfahrungen ausserhalb des Schulzimmers. Letztere machen einen Stoff anschaulicher und einprägsamer und verleihen ihm mehr Bedeutsamkeit durch Begegnungen mit externen Expertinnen und Experten sowie praktischen Aktivitäten. In diesem Sinne wünsche ich allen Beteiligten eine erlebnis- und lehrreiche Studienwoche!
Aleksandar Popov, Rektor
Monatsbrief August/September 2021
Kann man in Mathematik und Philosophie herausragend sein und die beiden Disziplinen verbinden? Sehr wohl. Lassen Sie mich im Folgenden ein schönes Beispiel anführen. Wir werden heutzutage regelmässig mit mehr oder weniger wohlgemeinten Tipps eingedeckt, wie wir uns online und im virtuellen Raum informieren oder unterhalten können, und vieles davon kann man getrost ignorieren. Es gibt aber auch Perlen: Hören Sie Bertrand Russell, den bahnbrechenden britischen Logiker, Mathematiker, geistreichen Rebell und kompromisslosen Freidenker.
Russell trug dazu bei, die analytische Tradition zu etablieren, die grosse Dogmen zugunsten einer klaren und präzisen Untersuchung ablehnte, und wurde zur Grundlage vieler Philosophiekurse an Universitäten. Er beliess es nicht bei der Theorie und setzte sich im frühen 20. Jahrhundert unter anderem für soziale Gerechtigkeit, das Frauenwahlrecht und die Friedensbewegung ein. Eine Vielzahl seiner Interviews ist als Tonspur auf YouTube bewahrt, wo wir auf eine Fundgrube von Aufnahmen stossen. Ein dankbarer Zuhörer hat das so kommentiert: "Stellen Sie sich vor, dieser Typ hätte einen Podcast." Mit unfehlbarem Witz und beeindruckenden rhetorischen Fähigkeiten spricht Russell in den Aufnahmen über Wissenschaft, Literatur, Religion, Geschichte und Fragen der Moral. Sie sind ein Aufruf zu Toleranz und fundierter Kritik, immer noch zeitgemäss, unterhaltend und lehrreich. Sie sind allenfalls auch eine Inspiration für eine offene Diskussionskultur und ein reizvoller Ersatz für die analytische Denkweise, die Sie in Zeiten ideologisch gefärbter Voten derzeit vielleicht vermissen.
In diesem Sinne wünsche ich uns allen einen guten Start ins neue Schuljahr!
Aleksandar Popov, Rektor
PS: Falls Sie sich für Science-Fiction interessieren oder sich auf eine schräge Erzählung mit schottischem Touch einlassen mögen, können Sie sich die neuste Kurzgeschichte unseres Webredaktors und Englischlehrers Daniel Cojocaru zu Gemüte führen. "The Not So Exceptional Galactic Gambit of Marge Welsworth" ist hier zu finden: https://delsolsffreview.blogspot.com. Wir gratulieren herzlich!
Monatsbrief Juli/August 2021
Das Schuljahr 2020/21 neigt sich dem Ende zu. Es war ein kurioses und ereignisreiches Jahr, das der KZO-Gemeinschaft einiges abverlangte und von ihr gut gemeistert wurde.
Die Pandemie war ein Dauerthema. Unsere Sorge galt stets dem Unterricht und den Personen, die besonders unter den Folgen der Pandemie litten. Nach einem Schulstart im letzten Sommer mit sehr wenigen Einschränkungen erfolgte im Herbst die schrittweise Einführung der allgemeinen Maskenpflicht flankiert von ergänzenden Schutzmassnahmen. Im Winter folgten Vertiefungswochen und eine Reduktion des Präsenzunterrichts um 50%; glücklicherweise konnte die komplette Einstellung des Präsenzunterrichts abgewendet werden. Die allmähliche Lockerung der Schutzmassnahmen seit dem Frühling hat erfreulicherweise zu Entspannung geführt. Es bleibt zu hoffen, dass die Schutzmassnahmen dereinst nicht wieder verschärft werden müssen.
Der Umbau des grossen Spezialtrakts stellte im letzten Schuljahr eine zusätzliche Belastung dar. Epidemiologisch gesehen ist der Umbau jedoch ein Glücksfall. Die Verteilung auf zwei Standorte bringt zwar organisatorischen Mehraufwand, Distanz zwischen dem Mutterhaus und der Dépendance, längere Pausen und Schultage sowie Standortwechsel für Klassen, Lehrpersonen und Mitarbeitende mit sich. Andererseits befinden sich weniger Personen gleichzeitig in den Schulgebäuden und es besteht die Möglichkeit, während den Transfers frische Luft zu schnappen. Deshalb sind wir ob des Umbaus nicht unglücklich, zumal der grosse Spezialtrakt mittlerweile Form angenommen hat und wir uns auf moderne neue Räumlichkeiten ab Sommer 2022 freuen dürfen.
Obwohl der Anteil an Fremdbestimmung seit über einem Jahr beträchtlich ist, gab es auch zahlreiche Lichtblicke, z.B. unter schwierigen Bedingungen entstandene kulturelle Highlights oder die Entwicklung einer gewissen Unaufgeregtheit im Umgang mit Unsicherheit. In diesem Sinn bedanke ich mich für das Zusammenwirken und wünsche Ihnen einen entspannten und erholsamen Sommer!
Aleksandar Popov, Rektor
PS: Die Stiftung für Demokratie (SFD) verleiht jedes Jahr Preise für herausragende Maturarbeiten in Bezug auf aussergewöhnliches staatsbürgerliches Urteilsvermögen oder Engagement. In diesem Rahmen wurden Elodie Peter (M6a) und Timon Zbinden (M6a) für Ihre Arbeiten ‘Was geschah nach 1971? Wie Schweizer Frauen in die Politik fanden’ (Elodie Peter) und ‘Polarisierung in der Schweiz’ (Timon Zbinden) mit einem Anerkennungspreis ausgezeichnet. Wir gratulieren Elodie Peter und ihrem Betreuer Daniel Wiedenkeller sowie Timon Zbinden und seiner Betreuerin Yvonne Weissberg ganz herzlich!
Monatsbrief Juni 2021
Im letzten Jahr fanden im Kanton Zürich aufgrund der Pandemie keine Maturaprüfungen statt. Das mediale Echo war damals gross und es wurde auch über einen künftigen Verzicht geschrieben. Dieses Jahr finden sie statt – und das ist hocherfreulich. Selbstverständlich sollte man über Maturaprüfungen diskutieren. Ihre Qualität kann weiterentwickelt werden, und es braucht Offenheit gegenüber einer sich wandelnden Prüfungskultur. An und für sich sind Maturaprüfungen aber äusserst wertvoll.
Zum einen bewirken sie eine vertiefte Auseinandersetzung mit zahlreichen Stoffen. Die Maturandinnen und Maturanden bereiten bereits Gelerntes nochmals intensiv auf, kondensieren im Wahlbereich des Maturjahrs erworbenes Wissen und Fähigkeiten, befassen sich mit gewählten literarischen Werken und ordnen diese in einen grösseren Zusammenhang ein etc. All dies erfolgt in einer Breite, die im späteren Leben in den meisten Fällen nicht mehr erreicht wird.
Zum anderen tragen die Maturaprüfungen nicht nur inhaltlich, sondern auch in einem weiteren Bereich zur Studierfähigkeit bei. Grosse Stoffmengen werden von den Maturandinnen und Maturanden innert kurzer Zeit in einer beträchtlichen Anzahl schriftlicher und mündlicher Prüfungen bewältigt. Diese Situation ist zwar ungewohnt, aber die Vorbereitung auf wichtige und grosse Prüfungen ist eine wertvolle Erfahrung im Hinblick auf Semester-, Jahres- und Abschlussprüfungen im Studium.
Last, but (certainly) not least ist das Bestehen der Maturaprüfung ein biografischer Meilenstein und stellt einen persönlichen Erfolg für jede Maturandin und jeden Maturanden dar. Sie erhalten die Möglichkeit zu zeigen, was sie können. Dies ist am Beispiel der mündlichen Maturitätsprüfungen besonders schön ersichtlich. In vielen Fällen stellen diese Prüfungen Fachgespräche auf Augenhöhe dar – ein schöner Abschluss der gymnasialen Schulzeit.
Ich wünsche unserem Maturjahrgang viel Erfolg bei den anstehenden Prüfungen!
Aleksandar Popov, Rektor
PS: Der Verein ‘Freunde der Alten Sprachen’ zeichnet jedes Jahr die besten Maturitätsarbeiten aus den Kantonen Zürich, Glarus und Schaffhausen aus. In diesem Rahmen erhielt unsere Maturandin Hanna Raster (A6) für ihre Maturitätsarbeit ‘Dyskolos’ den dritten Preis. Wir gratulieren Hanna und ihrem Betreuer Walter Stricker ganz herzlich!
Monatsbrief Mai 2021
Im Herbst 2020 mussten die Studienwochen der 2., 4. und 6. Klassen pandemiebedingt abgesagt werden. Die Klassen dieser Jahrgänge kamen nun in der letzten Woche vor den Frühlingsferien in den Genuss der Studienwoche. Solche Anlässe sind ohnehin wichtig; in Zeiten wie den heutigen sind sie es ganz besonders.
Hier ein Auszug aus den Aktivitäten, die im Klassenverband betrieben wurden: Wanderungen aufs Hörnli und Schnebelhorn, Eintauchen in die vielsprachige Schweiz mittels Exkursionen nach Bellinzona und Fribourg, diverse Museums- und Zoobesuche, Schokoladenherstellung, Science-Slam Workshop, Krimidinner, Einführung in Cricket, Konstruktion einer Sonnenuhr, Erstellen einer schweizerdeutschen Grammatik, Wirtschaftssimulation EcoStartup, Nachtwanderung von Wetzikon nach Zürich, Erstellen neuer Wandbilder in Schulzimmern, Errichten einer künstlerischen Holzinstallation und Umwandlung derselben in eine Feuerskulptur, Action Painting, Wandeln auf den Spuren Friedrich Dürrenmatts in Neuenburg. Die Liste liesse sich problemlos verlängern.
Aktivitäten dieser Art ausserhalb des Klassenzimmers sind kein Selbstzweck, sondern erfüllen zahlreiche Funktionen. Sie dienen der Vermittlung von Erfahrungen aus erster Hand, erstrecken sich über traditionelle Fachgrenzen hinweg, erhöhen die Relevanz eines Themas, führen zu einem tieferen Verständnis von abstrakten Ideen, fördern Kreativität und bieten die Möglichkeit, Dinge auszuprobieren.
Darüber hinaus verstärken erfahrungsorientierte Aktivitäten die Lerngemeinschaft, fördern Kooperation und Kompromissbereitschaft und schaffen eine erhöhte Verbundenheit der Schülerinnen und Schüler untereinander sowie mit den Lehrpersonen. Letztere Aspekte haben in den letzten Monaten stark gelitten und es steht ausser Frage, dass die junge Generation besonders stark davon betroffen ist. Dies bereitet uns als Pädagoginnen und Pädagogen Sorgen. Deshalb hat es uns umso mehr gefreut, dass die Studienwochen dieser Jahrgänge, wenn auch verspätet, doch noch durchgeführt werden konnten.
Aleksandar Popov, Rektor
PS: Unsere Ex-Schülerin Anja Gada (Maturjahrgang 2019) verkörpert eine Hauptrolle im neuen Spielfilm Sami, Joe und ich. Der Film hat hervorragende Kritiken erhalten und wird seit Ende April in Kinos gezeigt. Wir gratulieren Anja Gada herzlich und wünschen ihr weiterhin viel cineastischen Erfolg!
Monatsbrief April 2021
Das Schweizer Maturitätsanerkennungsreglements (MAR), die Maturitätsanerkennungsverordnung (MAV) (beide 1995) sowie die Rahmenlehrpläne für die Maturitätsschulen (1994) sind mittlerweile etwas in die Jahre gekommen. Nach diversen kleineren und grösseren Reformschritten in den letzten 20 Jahren wird die gymnasiale Maturität deshalb momentan einer Überarbeitung unterzogen mit dem Ziel der langfristigen Sicherstellung des prüfungsfreien Zugangs zu den universitären Hochschulen. Im September 2018 wurde das Projekt ‚Weiterentwicklung der gymnasialen Maturität‘ (WEGM) vom Bund (WBF: Eidgenössisches Departement für Wirtschaft, Bildung und Forschung) und der EDK (Schweizerische Konferenz der kantonalen Erziehungsdirektoren) lanciert. Nun wird die Sache konkret und Mitte April beginnt eine mehrere Monate dauernde Phase der breiten Konsultation.
Aus bildungspolitscher Sicht ist die Einbettung der Reformen in die gesamte Bildungslandschaft Schweiz wichtig. Im Idealfall steht am Schluss von WEGM eine klare Profilierung des Gymnasiums. Dabei gilt es insbesondere, die Berufsmaturität im Auge zu behalten und den Status dieses Ausbildungswegs nicht durch Anpassungen der Gymnasialquote zu gefährden.
Aus pädagogischer Sicht stellt sich vor dem Hintergrund der digitalen Transformation und ihrer gesellschaftlichen Auswirkungen die Frage, wie unsere Schülerinnen und Schüler konkret auf die Herausforderungen der Zukunft vorbereitet werden können. Gemäss den bereits vorliegenden Dokumenten sind ‚transversale Kompetenzen‘ dabei das Schlagwort der Stunde. „Dazu gehören Fähigkeiten wie Anstrengungs- und Leistungsbereitschaft, Ausdauer, Selbstwirksamkeit und Frustrationstoleranz (Affektkontrolle) ebenso wie Zeit- und Ressourcenmanagement, zielorientierte Planung, Kooperations- und Teamfähigkeit, die Fähigkeit zum Umgang mit Fehlern, die Nutzung von Lern- und Problemlösestrategien, Metakognition und Metainteraktion.“[1] Dies ist eine sehr stolze Liste. Es ist evident, dass solche Fähigkeiten für das Bewältigen der Anforderung auf Gymnasial- und Hochschulstufe wesentlich sind. Es liegt ebenfalls auf der Hand, dass diese Kompetenzen weder einem bestimmten Fach zugeordnet noch auf abstrakter Ebene und ohne Anbindung an Fachinhalt erworben werden können. Die Herausforderung wird darin bestehen, sie geschickt zu integrieren, beispielsweise in Form von ähnlichen Methoden, die zu verschiedenen Zeitpunkten in verschiedenen Fächern geübt werden.
Die wesentlichen Informationen zu den Arbeiten und zu den aktuellen Entwicklungen im Rahmen des Projekts WEGM finden sich seit Beginn dieses Monats auf https://matu2023.ch.
Aleksandar Popov, Rektor
[1] Reusser, K. (2014). Kompetenzorientierung als Leitbegriff der Didaktik. Beiträge zur Lehrerinnen- und Lehrerbildung 32(3), S. 330 f.
Monatsbrief März 2021
Auch in diesem Jahr findet im Monat März die Zentrale Aufnahmeprüfung der Zürcher Kantonsschulen statt, dieses Mal unter speziellen Schutzmassnahmen. Auch in diesem Jahr wird im Vorfeld viel über Chancengerechtigkeit, -gleichheit und die Vor- und Nachteile eines selektiven Schulsystems diskutiert und geschrieben. Das Spektrum der Meinungen reicht von der Forderung nach einer Matura für alle und der Abschaffung der Aufnahmeprüfung bis hin zur Verschärfung der Selektion. Für das momentane System sprechen unter anderem drei Punkte. Erstens: Keine Prüfung ist perfekt. Das gilt auch für die Zentrale Aufnahmeprüfung. Sie ist aber so gut, dass die prognostische Zuverlässigkeit der Prüfungsnote für ein erfolgreiches Bestehen der Probezeit sehr hoch ist. Die Aufnahmeprüfung selektiert also die ‘Richtigen’. Zweitens: Selektion passiert ohnehin. Ohne Aufnahmeprüfung verlagert sie sich in die Gymnasialzeit oder es kommt auf der tertiären Stufe zur grossen Selektion. Es spricht nichts dagegen, schulisch talentierte Jugendliche früh zu fördern und zu fordern. Drittens: Es ist fast nie zu spät. Die Alternativen zu einer gymnasialen Ausbildung sind hochstehend, und die Durchlässigkeit des Schweizer Bildungssystems sorgt dafür, dass viele Ausbildungswege sehr lange offenstehen.
Wie so häufig, wenn es um Bildung geht, wird die Debatte teils emotional und mit einem persönlichen Touch versehen geführt. Anekdotische Geschichten eignen sind jedoch schlecht für das Ausrichten von Schulpolitik. Letztendlich steckt hinter dem Konzept, Jugendliche im Alter von 12-15 Jahren auf der Grundlage eines Tests einzuteilen, die –etwas unangenehme – Auffassung, dass Intelligenz und gewisse Fähigkeiten dann soweit festgelegt sind, um nicht durch Familieneinkommen, elterliche Unterstützung oder schiere persönliche Anstrengung entscheidend beeinflusst zu werden. Ob dem tatsächlich so ist, lässt sich nicht schlüssig klären, auch nicht mit Statistiken. Diese können allerdings Fragen aufwerfen.
Eine davon ist die soziale Herkunft. Während Gymnasien nach Fähigkeiten selektieren, haben in einem nicht-selektiven System diejenigen Vorteile, die es sich leisten können. Ein staatliches selektives Schulsystem schwächt also die Verbindung zwischen Einkommen und Bildungserfolg. Das ist gut so. Die Zentrale Aufnahmeprüfung klärt aber lediglich das Leistungsniveau der angemeldeten Prüflinge. Es ist leider anzunehmen, dass etliche talentierte Jugendliche aus sozial benachteiligten Schichten nicht daran teilnehmen. Dies hat Konsequenzen für die Gesellschaft. Hier gälte es deshalb, früh anzusetzen.
Aleksandar Popov, Rektor
Monatsbrief Februar 2021
Viele Aktivitäten wurden in letzter Zeit in die Online-Sphäre verlagert. Auch der Unterricht und zahlreiche schulische Veranstaltungen der KZO finden teilweise wieder vermehrt online statt. Dies bringt zwar Erschwernisse mit sich; diese lassen sich aber oft überwinden, wenn es inhaltlich spannend bleibt.
Die Schwächen des Unterrichts aus der Ferne sind allseitig bekannt. Zum einen ist die persönliche Interaktion eingeschränkt. Ob es der Augenkontakt, spontane Äusserungen oder das Abnicken der Ausführungen von Lehrpersonen, Mitschülerinnen und Mitschülern sind, online ist es schwieriger, Hinweise zu erkennen und auf konkrete Weise zu zeigen, dass wir zuhören. Zum anderen besteht beim Lernen aus der Distanz ein grösseres Ablenkungspotenzial. Die Geräte, mit welchen das Lernen erleichtert wird, bergen gewisse Tücken. Im Informationszeitalter driftet der Fokus nur allzu leicht auf eine Schlagzeile in den Nachrichten, ein TikTok-Video oder die neueste Empörung auf Instagram ab.
Um diesen Schwierigkeiten entgegenzuwirken, ist aktives Zuhören entscheidend. Ein Schlüssel hierfür liegt in den Inhalten. Stoffe, die relevant sind und uns interessieren, irritieren oder beglücken, erhalten unsere ungeteilte Aufmerksamkeit. Ich habe in den letzten Tagen einige gelungene Beispiele mit Aktualitätsbezug im KZO-Alltag erlebt. Zwei davon sollen hier Erwähnung finden: Im Februar 2021 jährt sich Einführung des Stimm- und Wahlrechts für Frauen in der Schweiz zum 50. Mal. Diese Tatsache hat an unserer Schule zu diversen Aktivitäten geführt, die zum Nachdenken und Diskutieren anregen. Auch ein Gedicht hat seinen Weg umgehend in Unterrichtszimmer der KZO gefunden. Es handelt sich um ‚The Hill We Climb‘, das die junge Poetin Amanda Gorman anlässlich der Amtseinführungszeremonie des neuen US-Präsidenten Joe Biden zum Besten gab.
Online oder analog, unsere Lebenswelt bietet zum Glück nach wie vor viele Gelegenheiten für eine anspruchsvolle und vertiefte Auseinandersetzung.
Aleksandar Popov, Rektor
Monatsbrief Januar 2021
Wie weiter im Jahr 2021? Die kurzfristige Perspektive sieht leider so aus, dass wir noch eine Weile mit Unsicherheit und speziellen Umständen konfrontiert sein werden. Dies erfordert eine gewisse Bereitschaft ‘Ungemach auszuhalten’, wie es André Seidenberg, der ehemalige Drogenarzt auf dem Zürcher Platzspitz, in einem letztjährigen Interview treffend formulierte[1].
Die längerfristige Perspektive und ein Blick in die Geschichte lassen hingegen Gutes erahnen. Ein Blick in die Vergangenheit zeigt, wie es in den 2020er-Jahren weitergehen könnte. Nach dem Ersten Weltkriegs und der Spanischen Grippe vor etwas über 100 Jahren kehrte man nicht zu den alten Gewissheiten zurück. Die erlebten Schrecken hatten viel mit der Enthemmung der Goldenen 1920er-Jahre zu tun und hinterliessen bei den Überlebenden den Appetit, die nächste Phase auf Hochtouren zu leben. Man stürzte sich in die Goldenen 1920er-Jahre voller zukunftsweisender und mutiger sozialer, technischer und künstlerischer Neuerungen. Dieser Geist wird hoffentlich auch die 2020er-Jahre beleben. Ich würde dies vor allem der jungen Generation gönnen.
Die letzten Monate haben auch offenbart, wie Gesellschaften mit Wissen umgehen sollten. In einer bemerkenswerten Demonstration dessen, was die Wissenschaft erreichen kann, wurde das Genom von SARS-CoV-2 innerhalb kurzer Zeit sequenziert, mit der Welt geteilt und in neue Impfstoffe umgemünzt. Als Schule können wir uns ein Beispiel nehmen, indem wir Wert auf methodisches und analytisches Vorgehen legen, Beweise für Behauptungen verlangen, Meinungen und Fakten auseinanderhalten und schrille Töne vermeiden.
Das schiere Ausmass des Leids durch Covid-19, die Ungerechtigkeiten und Gefahren, welche die Pandemie aufgedeckt hat, haben unser Leben in vielerlei Hinsicht aufgerüttelt und uns gleichzeitig die Stärke uns anzupassen, sowie die Bedeutung des Zusammenseins bewusstgemacht. Mögen diese Eigenschaften und Werte den Grundstein für 2021 legen.
Aleksandar Popov, Rektor
[1] www.nzz.ch/zuerich/coronavirus-in-zuerich-die-epidemie-ist-ausser-kontrolle-ld.1583779
Monatsbrief Dezember 2020
Die KZO lebt: Um den sonderbaren Advent 2020 zu bereichern und verschönern, haben sich zahlreiche Lehrpersonen, Schülerinnen und Schüler mächtig ins Zeug gelegt. Wir sind sehr dankbar und geniessen folgende Oeuvres:
Die Chorgruppe ‘Kantissimo’ darf momentan nicht in üblicher Manier singen und proben. Sie hat deshalb unter der Leitung von Stefan Schättin das Projekt ‘Klingender Adventskranz’ ins Leben gerufen. Die Gruppe hat vier Stücke aufgenommen; an jedem Adventssonntag wird eines davon auf unserer Webseite veröffentlicht.
Das UNESCO-Freifach ‘Politik über Mittag’ hat unter der Leitung von Karin Nenning und Sabina Zimmermann einen Adventskalender für Kinder und einen für Jugendliche und Erwachsene produziert. Beide sind liebevoll illustriert und beinhalten für jeden Dezembertag bis Weihnachten eine kurze Geschichte, die von einer Schülerin oder einem Schüler der KZO verfasst wurde. Der Erlös aus dem Verkauf geht an die Organisationen ‘Syrian Refugee Crisis’ und ‘Ärzte ohne Grenzen’. Mehr Informationen zu dem Projekt finden sich hier. Unser grosser Dank geht auch an die Elternvereinigung der KZO, die dieses Projekt grosszügig unterstützt hat.
Unter der Regie von Matthias Roth ist ein Online-Adventskalender entstanden, der uns in der Vorweihnachtszeit mit musikalischer Wärme beglückt. Diverse Lehrpersonen, Schülerinnen und Schüler haben in der Aula 18 Musikvideos eingespielt und aufgenommen. Liam Braun (C6c) und Pascal Eisenegger (M6b) haben eine Webseite erstellt, auf welcher man bis zum Schulschluss am 18. Dezember jeden Tag ein neues Musikvideo erklingen lassen kann.
Das traditionelle ‚Christmas Carol Singing‘ am letzten Schultag vor Weihnachten fällt dieses Jahr der Pandemie zum Opfer. Der Fachkreis Anglistik hat unter Leitung von Matthias Regli und Daniel Cojocaru jedoch eine corona-taugliche Alternative kreiert. Sie ist mit filmischen Beiträgen der Klassen A6 und W6a versüsst und wird uns in der letzten Schulstunde im Jahr 2020 beglücken.
Allen Beteiligten, auch den nicht namentlich erwähnten, gebührt unser herzlichster Dank. Ich freue mich über die schönen Werke, die aus der Kooperation von Schülerschaft und Lehrpersonen entstanden sind, und wünsche uns allen eine schöne Adventszeit.
Aleksandar Popov, Rektor
PS: Eine Erfolgsmeldung: Janina Johners Maturitätsarbeit ‘Antisemitische Schweiz? Untersuchungen im Nachlass von Sigi Feigel’ wurde durch die Jury der Stiftung für Demokratie im Rahmen eines schweizweiten Wettbewerbs mit dem dritten Preis ausgezeichnet und für ihr aussergewöhnliches staatsbürgerliches Urteilsvermögen gewürdigt. Herzliche Gratulation an Janina Johner (C6a, Abschluss Juli 2020) und ihren Betreuer Thomas Müller!
PPS: Noch eine Erfolgsmeldung: Wetzikon hat in der Volksabstimmung vom 29. November mit einem deutlichen Mehr von 86 Prozent (4982 Ja-Stimmen zu 820 Nein-Stimmen) den Gegenvorschlag zur «Fernwärme-Initiative» angenommen.
Diese hat ihren Ursprung in der Maturitätsarbeit von Benjamin Walder (heutiger Kantonsrat für die Grüne Partei) und verpflichtet den Stadtrat in den nächsten drei Jahren Varianten für eine CO2-arme Wärme-Versorgung (inklusive Fernwärme aus der Kehrichtverbrennungsanlage Hinwil, Kezo) vorzulegen.
Herzliche Gratulation an Benjamin Walder (C6b, Abschluss Juli 2018) und seinen Betreuer Zoltán Kaszás!
Monatsbrief November 2020
Es gibt auch Erfreuliches zu berichten – in Form einer Ankündigung. Die KZO wird noch im laufenden Jahr eine neuen Webauftritt aufschalten. Pläne für die Überarbeitung des Webauftritts bestehen seit geraumer Zeit. Das Projekt hat nun in den letzten beiden Jahren an Dynamik gewonnen, und wir freuen uns, dass wir kurz vor der Vollendung stehen und das neue Gesicht nach aussen bald präsentieren können.
Während des Gestaltungsprozesses passierten wir etliche Meilensteine: Wir liessen die aktuelle Webseite durch einen externen Berater analysieren und erarbeiteten in verschiedenen Gruppen ein Set von Werten und Botschaften, die der neue Webauftritt transportieren soll. Es fanden Castings mit Webdesignfirmen sowie Fotografen und Fotografinnen statt. Wir erstellten eine neue Struktur und überarbeiteten und verfassten zahlreiche Inhalte. Das Design wurde in Zusammenarbeit mit einer Webdesignfirma entworfen und erhielt schliesslich im Frühjahr 2020 das amtliche Gütesiegel. Die letzten Monate standen nun im Zeichen der technischen Umsetzung.
Wir haben innerhalb der Vorgaben des kantonalen Corporate Designs eine Gestaltung erarbeitet, die unserer Schule entspricht und ein identitätsstiftendes Element des Schulalltags integriert – mehr sei an dieser Stelle noch nicht verraten. Der neue Webauftritt wird mittels Bildsprache und Texten zeigen, dass die KZO einen guten Boden hat und eine grosse und gleichzeitig persönliche, regional verwurzelte Schule ist, die zentral und doch im Grünen liegt, und an welcher Freude am Denken und Lernen sowie Partizipation gross geschrieben werden.
Aleksandar Popov, Rektor
Monatsbrief Oktober 2020
Lassen Sie uns den ungewöhnlichen Zeiten etwas Positives abgewinnen.
Während des Lockdowns veränderten sich viele Gewohnheiten, unter anderem die Lesegewohnheiten. Es wurde generell mehr gelesen und teilweise auch der Zugang zu weniger vertrauten Genres gefunden. Der Faber-Verlag berichtete von einem sprunghaften Anstieg des Interesses an Poesie-Klassikern, wobei beispielsweise die Verkäufe von Sylvia Plaths Sammlung ‚Ariel‘ (1965) im Vergleich zur Zeit vor dem Lockdown um 59% anstiegen[1].
Es entstand auch Neues. Die Rolle der Kreativität bei der Unterstützung von Menschen im Umgang mit Druck und Unsicherheit in Krisenzeiten ist nicht zu unterschätzen. Es ist deshalb erfreulich, dass Dichter einen schöpferischen Umgang mit der Krise an den Tag legten. Die Poesie hat schon immer eine Rolle gespielt, wenn Menschen sich in ausserordentlichen Zeiten den Worten von Dichtern zuwenden, um eine geschärfte Sichtweise und einen anderen Blickwinkel zu finden. Da Poesie eine flinke und fliessende Kunstform ist, entstehen in solchen Zeiten oft Werke von grosser Energie und – den Umständen zum Trotz – Schönheit. So geschah dies zum Beispiel während des 1. Weltkriegs und nun auch im pandemiegeprägten letzten Halbjahr. Die Organisation National Poetry Library aus London tat sich mit Künstlern und Verlegern zusammen, um als Antwort auf Covid-19 eine neue Gedichtserie zu präsentieren, die von einigen der interessantesten zeitgenössischen Dichterinnen und Dichtern Amerikas verfasst wurde. Die Reihe umfasst zwölf Gedichte, die das Tumulthafte ins Blickfeld rücken und Themen behandeln, die von einer Überarbeitung der Schöpfungsgeschichte bis hin zum Elternsein während der Pandemie reichen.
Wenn Sie also in einem ruhigen Moment etwas für das Gemüt oder ein Zeichen der menschlichen Widerstandskraft suchen, finden Sie es auf https://www.nationalpoetrylibrary.org.uk/news-stories/beginning-covid-19.
Aleksandar Popov, Rektor
PS: Auch KZO-Lehrpersonen wirken kreativ. Unser Webredaktor und Englischlehrer Daniel Cojocaru hat eine Kurzgeschichte aus dem Genre der Science-Fiction verfasst. Sie ist im Teleport Magazine zu lesen (https://www.teleportmagazine.com/2020/09/12/mmmemories/). Wir gratulieren herzlich!