Monatsbrief November 2025
Das Thema Interdisziplinarität ist im Zusammenhang mit der derzeit laufenden Vernehmlassung der Weiterentwicklung der Zürcher Gymnasien (WegZH) in aller Munde. Die Einführung des neuen MAR im Kanton Zürich bringt acht Jahreslektionen interdisziplinären Unterricht mit sich – ein überschaubarer, aber entscheidender Anteil, der insbesondere die neu konzipierten Schwerpunktfächer prägen wird.
Interdisziplinarität ist kein Selbstzweck. Sie ermöglicht die Bearbeitung komplexer gesellschaftlicher, wissenschaftlicher und wirtschaftlicher Fragestellungen, die sich nur selten mit dem Werkzeug eines einzigen Fachs lösen lassen. Die Neuerung ist auch eine notwendige Antwort auf die Realität moderner Hochschulbildung. Wer heute an Universitäten und Hochschulen Studiengänge wie „Computerlinguistik", „Behavioral Economics" oder „Umweltnaturwissenschaften" wählt, braucht mehr als solides Fachwissen in einzelnen Disziplinen. Es braucht die Fähigkeit, unterschiedliche fachliche Perspektiven zu verknüpfen und ein integratives Verständnis zu entwickeln. Hierbei sollten die Gymnasien im Sinne der Studierfähigkeit ihren Maturandinnen und Maturanden ein gewisses Mass an Vorbereitung auf vernetztes Denken an den Hochschulen bieten.
Die Umsetzung an den Gymnasien wird einiges verlangen: Lehrpersonen werden in den Schwerpunktfächern gemeinsam planen und unterrichten und auch etwas ausserhalb ihrer fachlichen Komfortzone agieren. Für die Schülerinnen und Schüler werden sich zusätzliche fachliche Einsichten eröffnen, Fachperspektiven verändern. Die Klassen werden auch im überfachlichen Bereich profitieren, beispielsweise im Vergleichen von Fachkonzepten.
Damit dies gelingt, braucht es mehr als gute Absichten. Es braucht Ressourcen, Offenheit für neue didaktische Wege, eine kluge Auswahl von geeigneten Inhalten für eine interdisziplinäre Herangehensweise sowie neue Formen von Leistungsnachweisen. Und es braucht vor allem eine Schulkultur, die Zusammenarbeit begünstigt und den fachlichen Austausch fördert. So wird Interdisziplinarität nicht zur Zusatzbelastung, sondern zur Bereicherung – wie beispielsweise bereits heute an der KZO im Kleinen im Rahmen des Akzentfachs im Untergymnasium oder dem Deutsch-Biologie-Kurs in der 4. Klasse – und zur zeitgemässen Erweiterung der akademischen Allgemeinbildung.